Unbekannte haben Teile eines umstrittenen Wandbildes in einem Berner Schulhaus mit schwarzer Farbe übermalt. Sie kritisieren damit den «heuchlerischen» Umgang der Stadt Bern mit dem Kulturerbe aus der Kolonialzeit.
Das Wandbild der Künstler Eugen Jordi (1894-1983) und Emil Zbinden (1908-1991) prangt seit 1949 im Schulhaus Wylergut. Es zeigt ein Alphabet, das die Buchstabenfolge mit Tierbildern, einzelnen Pflanzen und Artefakten, aber auch mit drei stereotyp dargestellten Menschen aus Afrika, Asien und Amerika illustriert.
Die Stadt Bern hatte im Herbst 2019 einen Ideenwettbewerb lanciert, die das Kulturerbe aus der Kolonialzeit «kritisch und zeitgemäss» einordnen solle. Das Siegerprojekt sollte dieses Jahr realisiert werden.
Malerei gilt als «erhaltenswert»
Nun haben Unbekannte die drei Buchstaben N, I und C übermalt, wie aus einem Bekennerschreiben hervorgeht, das der «Bund» am Dienstag publik machte und der Nachrichtenagentur Keystone-sda vorliegt.
Die Gruppe stört sich daran, dass die Stadt Bern das Wandbild nicht «wegmacht». Der Wettbewerb sei eine «Schein-Auseinandersetzung» mit der «rassistischen und kolonialen Vergangenheit der Schweiz». Historische Relikte und Denkmalschutz würden höher gewertet als «institutionelle und alltägliche Rassismen», heisst es im Bekennerschreiben weiter.
Das Sgraffito der in ihrer Zeit sozial engagierten Künstler Jordi und Zbinden gehört zur originalen Ausstattung des Schulhauses Wylergut und ist denkmalpflegerisch als «erhaltenswert» eingestuft. (cat/SDA)