Heroin-Süchtige immer älter – Kokain und Ecstasy boomen unter Jungen
Das Berner Fixer-Stübli ist bald rollstuhlgängig

Langjährige Heroinkonsumenten kommen ins Renten- oder sogar Altersheimalter. Die Jüngeren meiden Heroin, dem das Image der Verliererdroge anhaftet. Das Fixerstübli in Bern muss nun rollstuhlgängig gemacht werden.
Publiziert: 30.01.2018 um 21:30 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 21:45 Uhr
Immer älteres Publikum: Aussenansicht der Kontakt- und Anlaufstelle K&A (Fixerstübli).
Foto: Keystone
Gabriela Battaglia

Das Fixerstübli in Bern liegt in der Nähe des Bahnhofs, vis-à-vis von der Reitschule und dem Gericht. Auffällig: Die Drogensüchtigen, die dort jeden Tag herumstehen, sind meist älter. Das ist kein Zufall: Besonders unter den Heroinsüchtigen in Bern macht sich die Überalterung bemerkbar. Sie kommen ins Renten- oder sogar Altersheimalter.

Im Fixerstübli sind 600 Süchtige registriert, 225 von ihnen sind unter 40 Jahre alt. Sie werden die Anlaufstelle wohl noch jahrzehntelang frequentieren. 

Fixerstübli wird altersgerecht saniert

Nun wird das Berner Fixerstübli altersgerecht saniert. Die immer ältere und gebrechlichere Kundschaft soll drinnen künftig auch in Rollstühlen ihr Heroin konsumieren können.

Im Rahmen des Programms für kontrollierte Drogenabgabe (Koda) erhalten die Süchtigen in Bern auch an zwei anderen Standorten ärztlich verschriebenes Heroin, das sie unter Aufsicht konsumieren. Von den knapp 200 Koda-Patienten sind nur noch vier Prozent jünger als 30 Jahre. 

2500 Spritzen pro Tag 

Der Zustand der immer älter werdenden Heroinsüchtigen verschlechtert sich schnell. «Das ist die grosse Herausforderung in der Drogenarbeit», sagt Koda-Geschäftsleiterin Barbara Mühlheim in der «Berner Zeitung». Wegen der rückläufigen Nachfrage schliesst die Koda nun eine ihrer beiden Heroin-Abgabestellen in Bern.

Im ganzen Kanton Bern werden heute jeden Tag 2500 saubere Injektionsnadeln abgegeben. In der offenen Drogenszene vor 25 Jahren waren es mindestens doppelt so viele. «In Bern wird aber nach wie vor viel Heroin konsumiert», sagt Rahel Gall von der Suchthilfestiftung Contact, die das Fixerstübli gegenüber der Reitschule führt.

Kokain und Ecstasy boomen bei Jüngeren

In Bern zeigt sich ein anderer Trend: Jüngere Generationen meiden das Heroin, dem ein Verliererimage anhaftet. Stattdessen boomt das aufputschende Kokain, wie die «Berner Zeitung» berichtet.

Noch gefragter sind die in der Party-Szene beliebten Ecstasy-Pillen. Dabei zeichnet sich ein brandgefährlicher Trend ab: Die Konzentration des Wirkstoffs MDMA in den Psycho-Pillen nimmt in rasantem Tempo zu. In England starben jüngst mehrere junge Ecstasy-Konsumenten an den aufgeputschten Psycho-Pillen. 

In der Schweiz gibt es kleinräumig unterschiedliche Muster. Neuenburg ist die Hochburg der künstlichen Droge Crystal Meth. Interlaken erlebt wegen der Touristen einen Kokain-Boom.

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