Christian Brandt (†46) lebte seit sieben Jahren in der Schweiz. Der Deutsche arbeitete als Elektromechaniker bei einer Firma in Bern. Er wohnte allein in einer Wohnung in Zollikofen BE. «Meine Frau telefonierte regelmässig mit ihm, ich besuchte ihn einmal pro Jahr», sagt sein Vater Heinz Brandt (70) zu BLICK.
Am 24. Februar erzählte Christian Brandt seiner Mutter, dass er wieder beim Zahnarzt gewesen sei. «Christian sagte, dass er wegen des Amalgams eine Quecksilbervergiftung habe. Er werde jetzt entgiftet. Der Arzt hatte ihm mehrere Zähne gezogen.»
Danach habe Christian noch mit seinem Chef gesprochen. «Er sagte, er fühle sich nicht gut und nehme zwei Tage Ferien.» Noch am selben Abend stirbt Christian Brandt in seiner Wohnung.
Seine Eltern, die in der Nähe von Bremen (D) wohnen, wissen von nichts. Sie versuchen jeden Tag, ihren Sohn zu erreichen. «Meine Frau hat ihn immer wieder auf seinem Handy angerufen. Wir konnten nicht mehr ruhig schlafen», sagt der Vater. «Christian, bitte melde dich», spricht die Mutter verzweifelt auf die Combox ihres Sohnes.
Gleichzeitig wenden sich die Brandts an das Auswärtige Amt in Berlin. Dieses rät ihnen, ein E-Mail an die deutsche Botschaft in Bern zu schicken. «Ich habe auf mein E-Mail an die Botschaft mit dem Vermerk ‹Eilt› keine Antwort erhalten», sagt Vater Brandt.
Niemand ruft zurück
Eine Woche später, am 3. März, wird Christian Brandt gefunden. Sein Arbeitgeber hatte die Polizei verständigt. Der Deutsche liegt tot in seinem Badezimmer. Die Polizei beschlagnahmt in der Wohnung auch das Handy des Toten.
«Wenn die Polizei mal aufs Handy geschaut hätte, wäre da immer die gleiche Nummer gewesen», sagt Heinz Brandt. «Warum hat uns niemand angerufen?»
Am Montag, den 6. März, ruft die Mutter schliesslich bei der Firma ihres Sohnes an. «Die Telefonistin sprach als Erstes ihr Beileid aus. Es war wie ein eiskalter Blitz für uns», sagt der Vater.
Eltern glauben an Zahnarztfehler
Die Eltern wollen sofort in die Schweiz fahren. «Doch man sagte uns, seine Wohnung sei versiegelt.» Sie wollen die näheren Umstände des Todes erfahren. «Christian wurde nicht obduziert. Niemand sagte uns etwas.»
Ein Staatsanwalt antwortet schliesslich auf ein E-Mail des Vaters. Im Vordergrund stehe ein Herzversagen. Es habe Risikofaktoren gegeben: hoher Blutdruck, Zuckerkrankheit und Übergewicht. «Es gibt Millionen Leute, die übergewichtig sind. Unser Sohn hatte noch nie Herzprobleme», sagt Heinz Brandt.
Er ist tausend Kilometer in die Schweiz gefahren. Jetzt muss er die Wohnung seines Sohnes räumen. «Wir sind überzeugt, dass es ein Zahnarztfehler war. Man hat nicht genau hingeschaut.»
Die Polizei will sich zu dieser Theorie nicht äussern. Zu den Vorwürfen, dass die Familie nicht informiert wurde, sagt Sprecher Dominik Jäggi zu BLICK: «Bei uns gemeldeten Todesfällen nehmen wir umgehend Abklärungen zur verstorbenen Person und ihrem Umfeld auf, um allfällige Angehörige schnellstmöglich informieren zu können.» Wieso dies im Fall der Familie Brandt nicht klappte, kann er nicht sagen. Keine befriedigende Antwort auch von der deutschen Botschaft in Bern: «Wir haben kein E-Mail von Herrn Brandt erhalten», heisst es dort.
Den Eltern von Christian Brandt bleibt nichts anderes übrig, als mit der Asche ihres Sohnes nach Hause zu fahren. Dort werden sie ihn im Meer bestatten.