«Hoffe, dass die Verantwortlichen in die gleiche Situation kommen»
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Hansjörg Hügli ist wütend:«Ich hoffe, dass die Verantwortlichen dasselbe erleben»

Hansjörg Hügli aus Biel BE ist seit Wochen in seiner Wohnung gefangen
«Mein Vermieter lässt mich verrotten – aus Geldgier»

Vor zwei Wochen ging der Lift im Haus des Bielers Hansjörg Hügli kaputt. Für den querschnittsgelähmten Rollstuhlfahrer de facto ein Ausgangsverbot. Unter Tränen berichtet er von starken Schmerzen – doch zum Arzt kann er nicht. Seine Verwaltung blieb bis jetzt untätig.
Publiziert: 07.03.2024 um 18:02 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2024 um 17:05 Uhr
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Seit zwei Wochen sitzt Hansjörg Hügli in seiner Wohnung in Biel BE fest. Der Grund dafür: ein defekter Lift. Wann dieser repariert wird, ist unklar.
Foto: Linda Käsbohrer
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Gina KrücklReporterin

Hansjörg Hügli (65) ist gefangen. Der Lift in seinem Haus in Biel BE ist defekt, weswegen der an den Rollstuhl gebundene Rentner seine Wohnung im dritten Stock nicht mehr verlassen kann. Einen Hoffnungsschimmer, wann der Lift wieder funktionieren soll, gibt es nicht. Und Hügli ist am Ende mit den Nerven.

Am Donnerstag empfängt Hügli Blick in seinem Zuhause. Es ist jetzt fast zwei Wochen her, dass er es verlassen hat. «Ich bin ein Mensch mit Behinderung und werde jetzt noch zusätzlich behindert.» Während des Gesprächs bricht Hügli immer wieder in Tränen aus. Dabei ist er eine Person, die sich eigentlich nicht so schnell unterkriegen lässt.

Wegen eines Arbeitsunfalls im Jahr 1981 sitzt Hügli im Rollstuhl. Doch statt im Elend zu versinken, wird er der einzige querschnittsgelähmte Rennsportfahrer der Schweiz. Und gewinnt bis zu seinem Abgang 1993 Dutzende Preise. Aber die Zwangs-Isolation bringt ihn an seine Grenzen.

«Ich fühle mich wie im Gefängnis»

Zum einen leidet Hügli unter gesundheitlichen Problemen: «Ich habe vom vielen Sitzen ein Druckgeschwür am Gesäss und immer wieder sehr schmerzhafte Muskelkrämpfe in den Beinen.» Wegen beidem sollte er dringend zum Arzt. Glücklicherweise geht eine Nachbarin für ihn einkaufen und kann ihm neben Nahrungsmitteln auch Medikamente bringen.

Insbesondere sei er aber auch psychisch am Anschlag, so Hügli. Als EHC-Biel-Superfan und früherer Bieler Stadtrat hat er viele Freunde in der Stadt, ist ständig unterwegs. «Ich fühle mich wie im Gefängnis. Aber da weiss man wenigstens, wann man wieder rauskommt. Meine jetzige Situation würde ich wirklich niemandem wünschen.»

Auch am Freitag vor zwei Wochen war Hügli unterwegs zu einem Match des EHC Biel. Doch er wurde vom defekten Lift aufgehalten. «Ich habe sofort die Liftfirma angerufen. Aber die meinten, sie könnten erst am Montag kommen.» Das hätten sie zwar auch getan – doch das «Out of Service»-Schild hängt bis heute am Lift.

Warten auf Reparatur-Auftrag

Der zuständigen Aufzugfirma Diethelm aus Lachen SZ macht Hügli keinen Vorwurf: «Ihnen sind die Hände gebunden.» Dies bestätigt Serviceleiter Adrian Keller auf Anfrage: «Wir haben die Verwaltung noch am selben Tag informiert, sowie ein Angebot unterbreitet.» Demnach soll die «umfangreiche» Reparatur des 35-jährigen Lifts etwa drei Wochen dauern. «Doch bis jetzt haben wir noch keinen Auftrag zur Ausführung der Reparatur erhalten.»

An der Immobilienfirma Immotov lässt Hügli jedoch kein gutes Blatt: «Wir Mieter haben zig mal angerufen und Mails geschrieben, aber es kümmert sie nicht. Keine Erklärung, keine Aussicht auf eine Reparatur, keine Entschuldigung, nichts. Eine so schlechte Kommunikation ist ein Armutszeugnis für jede Firma.»

Auch auf eine Anfrage von Blick hat die Immotov AG bislang nicht reagiert. Überrascht ist Hügli davon nicht. Es habe schon früher kleinere Probleme mit dem Lift gegeben. «Als ich das meldete, sagte man mir, ich müsse den Abwart informieren. Ich wusste nicht mal, dass wir einen haben. Aber einen Namen konnten sie mir auch nicht nennen.»

«Dieser Firma geht es nur ums Geld»

Als vor einigen Tagen keine Reparatur des Lifts in Aussicht stand, wandte sich Hügli mit einem Facebook-Post an die Öffentlichkeit – und an die Medien. Dann kam plötzlich Bewegung in die Sache. So erzählt Hügli: «Die Immotov hat mir angeboten, mich in einer anderen Wohnung oder einem Hotel unterzubringen.» Doch beides habe er ablehnen müssen. «Ihre Vorschläge waren nicht rollstuhlgängig.»

Stattdessen schlug Hügli eine temporäre Unterbringung in einem Pflegeheim vor. «Auf eine Antwort darauf warte ich noch.» Doch wirklich damit rechnen, tue er nicht. «Dieser Firma geht es nur ums Geld. Aber wehe, jemand zahlt den Mietzins nicht pünktlich. Dann hat man gleich am nächsten Tag eine Mahnung im Briefkasten.» Genau dies sei seiner Nachbarin passiert, die einige Zeit ins Spital musste.

Hügli ist überzeugt, dass auch Geld der Grund ist, warum die Immotov AG den Lift bis jetzt nicht reparieren liess. «Vor einigen Wochen hat sich jemand das Haus angeschaut, weil er es eventuell kaufen wolle.» Vermutlich wolle die Immotov AG deswegen nicht noch mehr Geld ins Haus stecken. «Mein Vermieter lässt mich verrotten – aus Geldgier.»

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