Jetzt spricht der Flüchtling der in Bern sich angezündet hat
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Darum zündet er sich an:Flüchtling erzählt von Protestaktion

«Habe genug von diesem Leben»
Jetzt spricht der Flüchtling, der sich in Bern angezündet hat

Auf dem Berner Bundeshausplatz hat sich am Montag ein Flüchtling während einer Asyldemo selbst angezündet. In einem Interview erzählt er, dass er sich das Leben nehmen wollte. Der Grund: Er soll zurück in den Iran – dort erwarte ihn aber die Todesstrafe.
Publiziert: 21.07.2020 um 21:26 Uhr
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Aktualisiert: 21.07.2020 um 21:49 Uhr
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Am Montag zündete sich ein Flüchtling während einer Demonstration in Bern an.
Foto: Screenshot Tele Bärn

Schockmoment in Bern: Während einer Demonstration auf dem Bundeshausplatz zündet sich am Montag ein Flüchtling selber an. Ein Video zeigt, wie der Mann plötzlich in Flammen steht und davon rennt. Einige Menschen kommen ihm sofort zu Hilfe und können Schlimmeres verhindern – der Mann zieht sich Brandverletzungen am Bein zu.

Flüchtling zündet sich vor dem Bundeshaus an
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Während Asyldemo:Flüchtling zündet sich vor dem Bundeshaus an

Nun wird klar, dass sich der Kurde Behzad Kaikhosravi das Leben nehmen wollte. «Ich habe genug von diesem Leben», sagt er in einem Interview gegenüber «Tele Bärn». Kaikhosravi ist verzweifelt, weil er den Bescheid bekommen hat, dass er wieder in den Iran muss.

«Ich kann nicht zurück. Wenn ich im Iran bin, werde ich zur Todesstrafe verurteilt», sagt er. Denn dort werde er als Kurde als politischer Feind angesehen. Und: «Seit vier Jahren habe ich meinen Sohn und meine Frau nicht mehr gesehen – sie leben in Deutschland», sagt er. Auch das beschäftige ihn stark.

«Wir wohnen wie in einem Gefängnis»

Momentan befindet sich Kaikhosravi in einer psychiatrischen Institution und wird dort die nächsten Tage bleiben. Dann geht es für ihn wieder ins Rückkehrzentrum, in dem er sich seit neun Monaten befindet. Für ihn ist die Situation dort aber untragbar. «In unserem Zentrum ist es dreckig, fast alle WCs und Duschen sind kaputt», sagt er. «Wir wohnen wie in einem Gefängnis.» Auch deshalb wurde ihm nun alles zu viel.

Eine Gruppe namens «Stopp Isolation» hatte letzte Woche die Kundgebung in Bern angekündigt. Dies, nachdem die Sicherheitsdirektion des Kantons Bern einen Brief an sie veröffentlicht hatte. In diesem Brief verteidigte die für Asylfragen im Kanton Bern verantwortliche Direktion die neuen Rückkehrzentren als demokratisch legitimiert. (bra)

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