Formiert zu einem «Grossaufmarsch» erschienen die Bauern von Wengi BE am Montag an der Gemeindeversammlung. Auslöser für den «Bauernaufstand»? Strengere Vorschriften – die insbesondere die Landwirtschaft betreffen, wie die «Berner Zeitung» berichtete.
Keine Gülleausbringung mehr am Samstagnachmittag oder Sonntag, durch Traktorarbeiten verschmutzte Strassen müssen zudem sofort gereinigt werden. Zudem sollen «lärmintensive Geräte» wie Rasenmäher, Häcksler oder Laubbläser während der Mittags- und Nachtruhe verboten werden. Das schreibt die Gemeinde in ihrem Mitteilungsblatt.
Kein Lärm und Dreck mehr
Demnach soll das Rasenmähen an Wochentagen ab 20 Uhr verboten werden. Samstags sogar schon ab 18 Uhr. Vor allem die Landwirte liessen sich diese Regelung nicht gefallen. Drei Viertel aller Bauern aus Wengi waren am Montag ins Gemeindehaus gekommen. «Wir haben uns formiert», sagt Adrian Hauert, der im Dorf einen Bauernhof betreibt, gegenüber der «Berner Zeitung».
Ein Gülleverbot würde nur unnötig einschränken, so Hauert. Denn es komme kaum vor, dass Bauern die Gülle am Wochenende ausbringen. Auch die sofortige Strassenreinigung ist Hauert ein Dorn im Auge. Bei schlechtem Wetter und nassen Feldern käme oft ungewollt Dreck auf die Strasse, der nicht immer sofort beseitigt werden könne.
Insgesamt würde eine solche Regelung mehr Probleme schaffen als lösen. Das sehen auch einige Gewerbetreibende so: «Es wird halt neben der Landwirtschaft und dem Gewerbe schnell laut», erklärt Hauert.
Nachbarschaftsstreit Auslöser für Reglement
Warum das neue Polizeireglement überhaupt vorgeschlagen wird? Laut Gemeindeschreiberin Maja Bächler war ein Nachbarschaftsstreit der Auslöser. Jemand habe einem Bauern vorgeworfen, am Sonntagmorgen seinen Traktor zu laut zu benutzen. Daraufhin sei der Nachbar kurzerhand auf den Hof marschiert und habe den Traktor abgestellt. «Es wurde persönlich», sagt Bächler gegenüber der «Berner Zeitung».
Zudem gingen bei der Gemeinde laufend Beschwerden ein, dass die Mittags- und Nachtruhe nicht eingehalten werde. Mit dem neuen Gesetz wolle man für Ruhe sorgen. Die Vorschriften bezüglich Gülle und Dreck seien zusätzliche Massnahmen. «Wir wollten nicht die Landwirte schikanieren», sagte Bächler dazu. «Die, die es gut machen, betrifft es ja nicht.»
Schliesslich stimmten die 55 Anwesenden über die neue Verordnung ab. Das Ergebnis war ein knapper Sieg für die Bauern: 22 Stimmen dagegen, 20 dafür. Doch Hauert ist klar: «Das ist kein Freipass für uns Bauern.» Dennoch ist er überzeugt: «Wir können ein Nachbarschaftsproblem nicht mit einem Reglement lösen». (gs)