Das teilte die Stadtberner Präsidialdirektion am Mittwoch mit. Die Zwischenbilanz zeige, dass das Meldetool einem Bedürfnis der Menschen entspreche und dass Belästigungen im öffentlichen Raum alltäglich seien - insbesondere gegenüber Frauen und queeren Menschen.
Rund ein Fünftel der Meldungen stammen von Menschen, welche sexistische oder queerfeindliche Vorfälle beobachtet haben. Ein Teil von ihnen hat interveniert und die belästigte Person unterstützt. Es gab aber auch betroffene Personen, welche die Unterstützung durch andere vermisst haben.
80 Prozent der gemeldeten Belästigungen gingen von Männern aus. Diese Erkenntnisse decken sich laut den Berner Behörden mit den Ergebnissen aus anderen Studien und Polizeistatistiken.
Besonders häufig waren bislang Meldungen zu Belästigungen mit Worten und unangemessenen Blicken. Bei jedem vierten Vorfall handelte es sich um einen körperlichen Übergriff durch ungewollte Berührungen oder physische Gewalt.
Jede dritte gemeldete Belästigung war eine Mehrfachdiskriminierung. So wurden beispielsweise in 18 Prozent der Fälle rassistische Motive vermutet. Schauplatz waren am häufigsten Strassen und Plätze sowie der öffentliche Verkehr. Die Vorfälle ereigneten sich je zur Hälfte tagsüber beziehungsweise am Abend oder in der Nacht.
Mit dem Tool setzt Bern einen Auftrag des Stadtrats vom Oktober 2021 um. Das Tool wurde von der Kampagne «Zürich schaut hin» übernommen.
Wer einen Vorfall melden will, kann sich auf einfache Weise durch ein Online-Formular klicken und so unter anderem Ort, Zeit und Art des Vorfalls definieren. Die Daten werden von der Stadt für statistische Zwecke genutzt. Die Anonymität ist laut den Behörden gewährleistet.
Meldet jemand eine potenzielle Straftat, weist das Tool automatisch darauf hin und bietet rechtliche Informationen und Adressen für Beratungsstellen und Polizeiwachen an. (SDA)