Gefährliche Trends in der Szene
Party-Drogen werden stärker

Das Projekt DIB+ zeigt: Ecstasy und Kokain werden reiner - und damit heikler zu dosieren.
Publiziert: 15.09.2015 um 20:08 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:25 Uhr
Von Thomas Rickenbach

Die Stimmung auf dem Rave ist ausgelassen. Plötzlich hat der Kollege eine Ecstasy-Pille in der Hand. Seine kleine, schlanke Freundin überlegt kurz, dann schluckt sie sie runter.

Wie stark ist diese Pille? Mal ungeachtet dessen, dass Konsum und Besitz verboten sind: Ecstasy, Kokain oder Amphetamin kriegt man nicht mit einer erklärenden Packungsbeilage wie ein Medikament.

Eine Art Feldstudie

Seit einem Jahr läuft das Projekt «Drogeninfo Bern Plus» (DIB+). An jedem Mittwochabend können sich Drogenkonsumenten an der Speichergasse 8 zwischen 18 und 20 Uhr beraten lassen – und dabei anonym bleiben. Zudem können sie Proben von Substanzen abgeben, die dann vom Kantonsapothekeramt analysiert werden. Die Konsumenten erfahren, was sie wirklich zu sich nehmen, werden über Risiken informiert, zum Nachdenken angeregt. Für die Experten entsteht eine Art Feldstudie über die Trends in der Szene.

Die ersten Ergebnisse zeigen: Die Drogen werden reiner. Vermehrt sind Proben hoch dosiert oder haben einen hohen Reinheitsgrad. Dies kann ungewollte Überdosierungen zur Folge haben. Für Ecstasy gilt eine Warnschwelle von 120 mg MDMA (chemischer Wirkstoff) pro Pille. Ist die Dosis höher, steigt das Risiko.

«Hohe Belastung für den Kreislauf»

Die Tests zeigen das ganze Spektrum: Manchmal ist die Dosis nur minim, bei 4 mg MDMA. Manchmal aber auch bei hohen 300 mg. Bei über 40 Prozent der Proben wurde der Warnwert überschritten. «Wenn die schlanke, junge Frau nun ein solche Pille erwischt, ist dies eine hohe Belastung für den Kreislauf und kann gefährliche Folgen haben», sagt die Sozialarbeiterin Andrea Suter vom Team «Rave it Safe» der Stiftung Contact Netz. Sie ist eine der Beraterinnen bei DIB+.

Ähnlich sei der Trend beim Kokain. «Der Gehalt variiert stark, doch in der Tendenz wird es reiner», sagt Suter. Ist man sich dessen nicht bewusst, kann dies auch hier zu Überdosierungen führen.

Über 400 Beratungen gab es im ersten Jahr von DIB+. Wenn «Kunden» es wünschen, werden ihnen Kontakte für psychologische, medizinische oder juristische Hilfe vermittelt. Der Querschnitt: 80 Prozent sind Männer, alle Altersgruppen sind vertreten.

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