Ein filmreifer Polizeieinsatz hielt am Montag die Ortschaft Allmendingen bei Thun BE in Atem: Grossaufgebot, Amokalarm, Einsatzkräfte mit Schutzwesten und Maschinenpistolen.
Beim Einsatz wurde Erwin Jaussi (77), der schlimmste Nachbar der Schweiz, in Gewahrsam genommen. Ebenfalls eingesackt: Erwin Jaussis Ehefrau.
Jaussi liegt im Dauerstreit mit seinem Nachbarn Rolf Christmann (52). Der jüngste Polizeieinsatz habe jedoch nichts mit dem Zoff zwischen ihm und seinem Erzfeind zu tun, sagt Christmann: «Ich glaube, der Grosseinsatz hat eher etwas mit seinem gesundheitlichen Zustand zu tun. Ich denke, er hat ein psychisches Problem.» Christmann ist erleichtert: «Mir fiel es wie ein Stein vom Herzen, dass in dieser Angelegenheit jetzt endlich etwas passierte.»
«Alle hoffen auf vernünftige Lösung»
Nachbarin Daniela K.* (50) erlebte den Polizeieinsatz aus nächster Nähe mit: «Am späteren Nachmittag sah ich von meiner Wohnung aus, wie Erwin Jaussi und seine Frau von den Polizisten ins Polizeiauto gebracht wurden.»
Auch sie ist froh über den Zugriff: «Jaussi ist ein armer Mann, der wohl krank ist. Niemand wird ihn hier vermissen. Alle hoffen, dass bezüglich seiner Person eine vernünftige Lösung gefunden wird.»
Daniel Gerber, der an der Allmendingerstrasse 14 eine Innenbaufirma führt, hat eine Idee: «Für ihn und seine Frau wäre es besser, wenn sie in einem Altersheim zur Ruhe kommen könnten. Denn hier kommt es nicht mehr gut.»
Gerber ist seit rund 30 Jahre Nachbar von Jaussi. «Ich kenne ihn schon sehr lange», so der Firmenchef. «Er ist ein spezieller Typ Mensch. Er hat einen extremen Gerechtigkeitssinn.»
Nur: «Seine Methoden, um dieses Recht durchzusetzen, sind ein bisschen eigenwillig. Mit gewissen Aktionen hat er den ganzen Hass und die Wut der Miteigentümer auf sich gezogen. Jetzt ist er isoliert.»
Durchgedreht wegen gestutztem Baum?
Eine Nachbarin glaubt einen Grund für die jüngste Wut Jaussis zu kennen: «Kürzlich wurde der Baum auf dem Plätzli gestutzt. Jaussi wurde nicht gefragt, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt. Das machte ihn wütend. Vielleicht machte er deswegen etwas Unüberlegtes. Er hat immer das Gefühl, alle seien gegen ihn.»
Mittlerweile wurden der Flammenwerfer-Nachbar und seine Frau von der polizeilichen Obhut einer anderen Behörde zugeführt, wie die Kantonspolizei Bern sagt. Es handelt sich dabei um die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) Thun.
Laut BLICK-Informationen wurden Erwin Jaussi und seine Ehefrau ins Psychiatriezentrum in Münsingen BE gebracht.
*Name geändert