Bandidos-Schütze seit einem Jahr in U-Haft
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Rivalisierende Rockerbanden:Streit zwischen Hells Angels und Bandidos ist eskaliert

Fedpol warnt wegen Rockerkrieg in Belp BE – wird es so schlimm wie in Deutschland?
«Ich hoffe, die Gewalt eskaliert nicht»

Die Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Motorradclubs erreichten am Samstag in Belp BE eine neue Dimension: Dass Hells Angels und andere Biker aufeinander schiessen, gab es in der Schweiz noch fast nie. Wirds so schlimm wie in Deutschland?
Publiziert: 16.05.2019 um 22:09 Uhr
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Aktualisiert: 11.06.2019 um 10:32 Uhr
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Michael Ahlsdorf ist Kenner der deutschen Rocker-Szene.
Foto: Zvg
Céline Trachsel

Der Rockerkrieg zwischen rivalisierenden Gangs eskaliert am Samstagabend in Belp BE. Insider erzählen, dass die Bandidos in der Schweiz einen eigenen Ableger, ein sogenanntes Chapter, gründen wollten, was die Hells Angels nicht akzeptierten. Bilder belegen: Auch Mitglieder des Berner Broncos MC waren involviert.

30 bis 40 Biker prügelten sich mit Eisenstangen und Holzstöcken, zu allem Übel kamen auch noch Stich- und Schusswaffen zum Einsatz. Angeblich soll auf ein Auto der Hells Angels geschossen worden sein. Es gab zwei Schwerverletzte und 34 Festnahmen.

Droht der Schweiz nun ein Rockerkrieg wie in Deutschland? Dort bekämpfen sich Bandidos und Hells seit zwanzig Jahren bis aufs Blut. Die Fehde forderte schon mehrere Todesopfer.

«Ernstzunehmendes Konfliktpotential»

Auch hierzulande wehren sich die Rocker-Gangs gegen neue Ableger von ausländischen Klubs mit Gewalt. So verprügelte eine Handvoll Hells 2013 zwei Black-Jackets-Mitglieder bei der Shell-Tankstelle in Oftringen SO. Zwei Tage zuvor stoppte die Polizei mitten in Zürich 160 schwer bewaffnete Hells Angels – angeblich wollten sie die Black-Jackets-Gründung verhindern.

Die Auseinandersetzung in Belp erreicht jetzt aber eine neue Dimension. Denn Schüsse fielen in der Schweiz bei solchen Streits bisher erst einmal: 2010 bei der Gründung des Outlaws MC in Baden AG.

Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) hat die Gefahr erkannt: In einem am Montag aktualisierten Faktenblatt ist die Rede von einem «ernstzunehmenden Konfliktpotenzial in der Szene der Rocker- und rockerähnlichen Gruppierungen». Die Präsenz mehrerer rivalisierender Gruppen habe in den letzten Jahren «mehrfach zu Spannungen und Übergriffen» geführt. «Diese erreichten indes bis anhin nicht die Intensität, wie sie beispielsweise wiederholt in einigen deutschen Bundesländern festgestellt wird», so das Fedpol.

«Man kann nur hoffen»

Wird sich das nun ändern? Michael Ahlsdorf, Redaktor des Magazins «Bikers News» aus Mannheim (D) und Kenner der Deutschen Szene: «Wenn es zu Chapter-Gründungen neuer Motorrad-Clubs in der Schweiz kommt, kann man nur hoffen, dass die Clubs die Gewalt nicht so eskalieren lassen wie in Deutschland.» Vorherrschend sind laut Fedpol hierzulande die Hells Angels. Ahlsdorf: «Die Clubs sollten von den Vorfällen bei uns gelernt haben und versuchen, sich zu arrangieren. Das wäre meine Hoffnung.»

Für ihn kommen beim Zoff in Belp BE aber neben den Bandidos ebenso andere Gruppierungen in Betracht. «Ich habe bisher keine konkreten Hinweise, dass Bandidos in die Schweiz drängen wollten. Möglich wärs dennoch – das wäre ja nicht das erste Mal, dass internationale Clubs in der Schweiz Fuss fassen wollten.»

In einem solchen Fall müssten die vorherrschenden MCs die Muskeln spielen lassen, sagt Ahlsdorf – das sei üblich. «Sie müssen zeigen, dass sie Ernst genommen werden sollten. Es geht da nicht um das grosse Geld aus irgendwelchen Geschäften, vielmehr um Respekt.»

«Normalbürger haben nichts zu befürchten»

Von einem «Krieg» will Michael Ahlsdorf aber nicht sprechen, auch nicht bei ihm in Deutschland. «Es handelt sich meist um sehr regionale Auseinandersetzungen. In anderen Städten existieren die Motorradclubs friedlich nebeneinander.» Ausserdem seien die Morde in der deutschen Biker-Szene an einer Hand abzuzählen.

«Da läuft auch nicht jeder mit einer Knarre im Gürtel rum. Ein normaler Bürger hat nichts zu befürchten. Es kommt bei solchen Auseinandersetzungen kaum zu Kollateralschäden, denn die Biker wollen das normalerweise untereinander regeln.» Man könne auf der Strasse jedem Rocker Hallo sagen «und man wird wahrscheinlich ein Hallo zurück bekommen».

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