In Worben BE haben sich am heutigen Dienstag die Freunde, Familie und Teamkolleginnen von Florijana Ismaili eingefunden. Sie liegen sich in den Armen. Kirchenglocken läuten. Die Nati-Koleginnen sind in ihren Trikots erschienen.
Vor der Mehrzweckhalle warten etwa 1000 Menschen auf die Abdankung der verstorbene Fussballerin. Sie wollen Abschied nehmen. Ein ehemaliger Trainer des Fussballverbands leitet die islamische Zeremonie ein: «Sie ist einzigartig und wird uns immer in Erinnerung bleiben.»
«Ihr dürft stolz auf sie sein»
Es sei schwierig, für das Geschehene Worte zu finden. Für Florijana als Mensch nicht, sie sei eine lebensfrohe, tolerante, hilfsbereite Frau gewesen. Ein Vorbild. Eine Vorreiterin des Frauenfussballs. «Liebe Eltern, ihr dürft wirklich stolz auf sie sein», sagt er.
Die Spielerin habe immer betont, wenn es etwas zu feiern gäbe, sollten alle ihre Liebsten dabei sein. «Jetzt sind sie alle hier, aber nicht um zu feiern, sondern um Abschied zu nehmen. Florijana wird nie mehr Fussball spielen, aber immer in unserem Herzen sein. Flori, wir werden dich nie vergessen.»
Eine YB-Kollegin erzählt schluchzend: «Im Trainingslager wollte Flori immer Fastfood essen. Eigentlich war das Verboten. Doch gegen Ende des Lagers hielt sie es nicht mehr aus – und schlich sich raus.»
«Sie beschützt uns immer noch»
Ihr Trainer fügt an: «Ich werde ihr Strahlen nie vergessen, als ich sie fragte ob sie ins Trainingslager mitkomme. Ich hätte keine Antwort benötigt, weil man sie in den Augen ablesen konnte.»
Sie sei schüchtern gewesen. Ein Mädchen mit Zahnspange. Aber ihre Kameradinnen habe sie beschützt. «Und wir wissen, dass Flori das immer noch macht», sagt eine YB-Spielerin im Namen des Teams.
Der Imam spricht den Trauernden Mut zu. Ismaili sei nicht nur für junge Sportlerinnen, sondern auch Musliminnen ein Vorbild gewesen. Zur Familie, die bisher nicht zu Wort kam, sagt er: «Möge Gott euch viel Kraft geben, um diese schwere Zeit zu überwinden.»
Ihr Tod gibt weiterhin Rätsel auf
Selbst eineinhalb Wochen nach dem Drama auf dem Comersee stimmt Ismailis Tod die Schweiz noch immer fassungslos. Am Samstag, 29. Juni fuhr die YB-Spielerin mit einer Freundin auf den See hinaus. Sie sprang vom Boot ins kühle Wasser – und ertrank.
Erst drei Tage später fand ein Tauchroboter ihren Körper. Auf dem Grund des Comersees, in 204 Metern Tiefe. Noch immer lässt der Tod der Fussballerin viele Fragen offen. Der vorläufige Obduktionsbericht besagt, dass Ismaili wohl nicht an einem Thermo-Schock starb.
Bisher deutet alles darauf hin, dass sie einem plötzlichen Atemstillstand erlag. Sicher ist das aber noch nicht. Die Untersuchungen laufen zwar noch, Antworten werden noch gesucht. Florijana Ismaili soll nun in ihrem Heimatort trotzdem die letzte Ruhe finden. (hah)
Bisher deutet alles darauf hin, dass sie einem plötzlichen Atemstillstand erlag.