Explosion in Feuerwerk-Fabrik
Eine Person noch immer vermisst

Im Berner Oberland kam es heute Morgen zu einer Detonation in einer Feuerwerk-Fabrik. Eine Person wurde getötet, ein weiterer Mitarbeiter wird noch immer vermisst.
Publiziert: 04.09.2013 um 09:09 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 09:58 Uhr

Bei der Hamberger Swiss Pyrotechnics AG in Oberried im Berner Oberland kam es heute um 7.40 Uhr zu einer Explosion. Wie die Kantonspolizei Bern schreibt, wurde ein Mitarbeiter getötet, ein weiterer wird zurzeit vermisst.

«Es gab einen Riesenknall»

Die Explosion ereignete sich gegen 7.40 Uhr. «Es gab einen Riesenknall», sagt ein Anwohner. «Ich dachte zuerst, es sei ein Erdbeben und es habe eine Gasleitung zerrissen. Dann stieg eine riesige Rauchsäule in den Himmel.»

Auch Benjamin Grossen (49) aus Niederried hörte den Knall: «Das ganze Haus zitterte von der Druckwelle, dabei wohnen wir einen halben Kilometer Luftlinie von der Firma Hamberger entfernt», erzählt er.

Eine Anwohnerin eilte nach dem Knall zum Firmengelände und sah Feuerwehr- und Polizeiautos sowie einen Helikopter. Die Einsatzkräfte hätten nach Leuten gesucht, berichtete sie.

Ferien-Resort statt Pyro-Fabrik

Die Explosion geschah sich im Freien auf einem speziell zur Vernichtung explosiver Stoffe eingerichteten Platz. Wie die Kantonspolizei mitteilt, waren die beiden Angestellten der Firma im Begriff, Altmaterial zu vernichten. Welcher Art die vorgenommenen Vernichtungsarbeiten genau waren, sei Gegenstand der Abklärungen.

Die Fassade eines an das Firmengelände angrenzenden Wohnhauses wurde bei der Explosion stark beschädigt. Zum Zeitpunkt der Detonation befand sich jedoch niemand im Haus.

Seepolizei und Forschungsdienst im Einsatz

Auf dem sogenannten Brandplatz kam es in den vergangenen Tagen mehrfach zu kleineren kontrollierten Sprengungen, da die Firma noch diesen Monat umzieht. Dort, wo heute das traditionsreiche Feuerwerk-Unternehmen steht, will eine niederländische Firma ein Luxus-Ferienresort bauen.

Spezialisten der Kantonspolizei Bern haben Ermittlungen zur Klärung der genauen Umstände der Explosion und deren Ursache aufgenommen. «Diese gestalten sich sehr umfangreich», schreibt die Polizei. Verschiedene Spezialdienste wie die Seepolizei oder der wissenschaftliche Forschungsdienst der Stadtpolizei Zürich seien beigezogen worden. Die Ermittlungen werden durch die Staatsanwaltschaft Oberland geführt.

Grösste Feuerwerk-Firma der Schweiz

Seit 1863 stellt die Hamberger AG am Brienzersee Feuerwerkskörper für den «zivilen und militärischen Bereich» her. Die Firma bezeichnet sich selbst als die grösste Herstellerin von Feuerwerk und Pyrotechnik in der Schweiz. Rund 30 Mitarbeiter sind angestellt.

Schon der dritte Unfall

Bei der Produktion der explosiven Gegenstände kam es heute nicht zum ersten Mal zu einem Unglück: Bereits 1941 hatte ein Unfall in der Pyro-Fabrik zwölf Tote gefordert. Bei einer zweiten Explosion 1959 kamen zehn Personen ums Leben.

Nach der Katastrophe von 1959 zog die Firma ihre Lehren: Seither sind rigorose Sicherheitsvorschriften in Kraft. Auf dem ganzen Gelände gilt ein striktes Rauchverbot. Die Produktion ist in kleinen, auseinanderliegenden Häuschen untergebracht.

Die Lager auf den rund 700 Meter langen Fabrikareal liegen an verschiedenen Orten, weit auseinander. Das explosive Gut lagert gewichtsmässig beschränkt in Betonbunkern, die vorne mit Holz verschlossen sind. So kann sich die Wucht einer Explosion nur in eine Richtung ausbreiten. Dies soll den Schaden durch Trümmer gering halten. (lha/btg/SDA)

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