Besetzer und Polizei liefern sich Strassenschlacht
Berner Krawalle fordern 11 Verletzte

Bei der dritten Protestkundgebung innerhalb einer Woche sind in Bern am Samstagabend mehrere Personen verletzt worden. Ein Grossaufgebot der Polizei verhinderte erneut, dass rund 200 Kundgebungsteilnehmer von der Schützenmatte in die Innenstadt ziehen konnte. Die Initianten kündigten bereits weitere Aktionen an.
Publiziert: 26.02.2017 um 02:46 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 03:40 Uhr
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Leuchtpetarden und Blaulicht: Polizisten formieren sich gestern Nacht in Bern.
Foto: Raphael Moser

Nach der gewaltsamen Räumung eines besetzten Hauses an der Effingerstrasse am letzten Mittwoch hatte diesmal die Gruppe «RaumRaub» zu einer Kundgebung aufgerufen, um für «Freiräume statt Zwangsräumung» zu demonstrieren.

Gegen 20.40 Uhr setzte sich ein erster Umzug im Bereich Schützenmatte in Bewegung, wie die Berner Kantonspolizei in der Nacht auf Sonntag mitteilte.

Eskalation in Bern: Demonstranten greifen die Polizei bei einer Strassenschlacht an.
Foto: Peter Gerber

Um einen Weiterzug der Kundgebung in die Innenstadt und allfällige Sachschäden zu verhindern, sperrten die Einsatzkräfte die Zugangswege rund um die Schützenmatte ab. Nach dem Umzug zogen sich die Demonstrierenden gegen 21 Uhr auf den Vorplatz der Reitschule zurück. Rund 50 Vermummte errichteten in der Folge Strassenbarrikaden und zündeten diese teilweise an.

Es flogen Steine und Feuerwerkskörper

Weiter wurde ein Lieferwagen in Brand gesetzt. Zahlreiche auf einem Parkplatz abgestellte Fahrzeuge wurden stark beschädigt. Zur Brandbekämpfung stand ein Löschzug der SBB im Einsatz.

Aus der Menge heraus flogen Steine, Feuerwerkskörper und andere Wurfgegenstände auf die Polizeikräfte. Zudem wurden die Einsatzkräfte mit Lasern geblendet. Zwei Mitarbeiter der Transportpolizei sowie acht Polizistinnen und Polizisten wurden durch Laserattacken und Wurfgeschosse verletzt.

Bei der Demonstration wurden zehn Polizisten verletzt.
Foto: PETER GERBER

Um die Ausschreitungen zurückzudrängen und weitere Angriffe zu verhindern setzte die Kantonspolizei Bern mehrmals Gummischrot, Reizstoff und Wasserwerfer ein. Gegen 22.30 Uhr löste sich die Gruppe auf und zog sich teilweise in die Reitschule zurück.

Weitere Proteste angekündigt

Noch in der Nacht auf heute kündigten die «Solidaritätsbrigaden für Effy 29» weitere Proteste an. «Da die Demo heute faktisch verhindert wurde, werden in den kommenden Tagen sicherlich weitere Versuche gestartet, um unseren Widerstand sichtbar zu machen», heisst es in einem Communiqué auf Indymedia.

Nach der gewaltsamen Räumung eines besetzten Hauses an der Effingerstrasse am letzten Mittwoch hatte diesmal die Gruppe «RaumRaub» zu einer Kundgebung aufgerufen, um für «Freiräume statt Zwangsräumung» zu demonstrieren.
Foto: PETER GERBER

Im Rahmen des Einsatzes wurden sechs Personen für weitere Abklärungen in Polizeiräumlichkeiten gebracht. Ein mutmasslicher Kundgebungsteilnehmer wurde verletzt ins Spital gebracht. Wegen der Ausschreitungen mussten die Verkehrsachsen rund um die Schützenmatte aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Die Polizei blieb in der Nacht präsent.

Wasserwerfer fuhren schon am Freitag auf

Bereits am Freitagabend hatte ein Grossaufgebot der Polizei einen sogenannten «Knastspaziergang» verhindert und die unbewilligte Kundgebung mit Wasserwerfern und Tränengas aufgelöst.

Rund 50 Vermummte errichteten in der Folge Strassenbarrikaden und zündeten diese teilweise an.
Foto: PETER GERBER

Am Mittwochabend hatte die Polizei einen Protest-Umzug zunächst noch toleriert, griff aber ein, nachdem es aus dem Umzug heraus in der Länggasse zu Sachbeschädigungen im Umfang von mehreren zehntausend Franken gekommen war.

Schon zuvor fünf verletzte Polizisten

Rund 50 Vermummte errichteten in der Folge Strassenbarrikaden und zündeten diese teilweise an.
Foto: PETER GERBER

Zuvor waren bei der Räumung eines besetzten Hauses an der Effingerstrasse, bei der die Polizei mit Gummischrot auf Angriffe der Besetzer antwortete, fünf Polizisten verletzt worden. Der Verband Schweizerischer Polizei-Beamter VSPB nannte die Tatsache, dass die Polizei von den Besetzern «gezielt und massiv» mit Feuerwerkskörpern, Farbe und Wurfgegenständen angegriffen wurde, «absolut inakzeptabel». (SDA/ads)

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