Freiheitsstrafen von je zehn Jahren für Eric R. und Sebastian Z. (beide 22) hatte die Staatsanwaltschaft im Prozess um die tödliche Raserei im bernischen Täuffelen gefordert.
Die Richter gaben der Anklage Recht. Beide Männer hätten sich der eventualvorsätzlichen Tötung und des mehrfachen Versuchs dazu schuldig gemacht. Eric R. und Sebastian Z. hätten sich ein Rennen geliefert. Sie seien sich bewusst gewesen, dass es zu einem Unfall kommen könnte – und dieses Risiko hätten sie in Kauf genommen.
Unter der Maximalstrafe geblieben
Die Strafe von Eric R. setzte das Regionalgericht Biel-Seeland auf 7,5 Jahre an und blieb damit unter der geforderten Strafe der Staatsanwaltschaft. Mittäter Sebastian Z. kassierte eine Haftstrafe von 7 Jahren. Zudem erhielten beide bedingte Geldstrafen. Das Unfallauto, ein BMW, wird eingezogen und vernichtet.
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die beiden Angeklagten den Familienvater J. eventualvorsätzlich töteten. Beide hätten die Strecke gekannt, führte Gerichtspräsidentin Sonja Koch aus. Zudem seien damals in der Vorweihnachtszeit in Täuffelen zahlreiche Geschäfte geöffnet und viele Menschen unterwegs gewesen. Beide hätten noch wenig Fahrpraxis gehabt. Das alles habe die beiden Junglenker nicht von ihren riskanten Manövern abgehalten.
Die beiden knabenhaft wirkenden Angeklagten nahmen das Urteil mit gesenktem Blick entgegen.
Es war ein Rennen
Gemäss verkehrstechnischem Gutachten war Eric R. am 17. Dezember 2011 mit 93 bis 100 km/h unterwegs, als sein Wagen ins Schleudern geriet, sich um die eigene Achse drehte und auf der Gegenfahrbahn in den entgegenkommenden Wagen krachte. Das Auto des Rasers erfasste darauf Nicolas R., der soeben den Fussgängerstreifen überquert hatte und vom BMW meterweit weggeschleudert wurde. Er war auf der Stelle tot.
Für die Richter war entscheidend, was dem Unfall vorausging. Sie sind überzeugt, dass ein Rennen in halsbrecherischem Tempo zu der Tragödie führte. Die beiden Beschuldigten haben dies stets bestritten. Sie hätten auf den anderthalb Kilometern von Hagneck nach Täuffelen nur «dumm getan», hatte Sebastian Z. vor einer Woche erklärt. Er habe Haupttäter Eric R. nicht an seiner Fahrweise hindern können.
Eric R. hingegen sagte aus, er könne sich an nichts erinnern. Vor Gericht hatte er sich immerhin mehrmals bei der Familie des Opfers entschuldigt. «Es tut mir so leid für die Kinder, die jetzt ohne ihren Papi aufwachsen müssen.»
Das harte Urteil sei auch eine Chance, redete die Gerichtspräsidentin den beide Männern ins Gewissen. Sie sollen nun ihr Leben in den Griff bekommen. Bei guter Führung könnten sie nach zwei Dritteln der Strafdauer entlassen werden. Dann hätten sie noch einmal eine Chance in ihrem Leben. Eine solche habe der beim Unfall unschuldig getötete Familienvater nicht mehr.
Ob das Urteil weitergezogen wird ist noch offen. Der Verteidiger des Unfallverursachers liess durchblicken, dass ein Weiterzug zu überlegen sei. Definitiv entscheiden will er mit seinem Mandanten nach Einsicht in das schriftliche Urteil. (SDA/ct)