Es ist totenstill, von Motorenlärm keine Spur. Geräuschlos rollt der umgebaute Tesla aus der Garage des Bestattungsinstituts Egli in Bern. Hinter dem Steuer sitzt Bestatter Christian Sulzer (47). «Bevor wir in der Firma einen Tesla hatten, bin ich noch nie Elektroauto gefahren – und schon gar nicht E-Leichenwagen», erzählt der erfahrene Bestatter. Es sei schon ein anderes Gefühl. Sulzer blinkt und biegt ab. Fussgänger drehen sich nach dem aussergewöhnlichen Leichenwagen um, manche fotografieren ihn sogar.
«Mit dem Tesla zieht man schon Blicke auf sich», so der 47-Jährige. Aber auch wenn er mit den klassischen Bestattungslimousinen unterwegs sei, erlebe er Reaktionen: «Es gibt Leute, die schauen direkt weg oder bekreuzigen sich, wenn sie uns sehen. Sie verbinden einen Leichenwagen halt immer mit etwas Traurigem.»
Leichen-Tesla ist nicht alltagstauglich
Das Traurige soll aber möglichst pietätvoll sein. Der Geschäftsleiter von Egli Bestattungen Bern, Urs Gyger (61), meint: «Der Tesla ermöglicht uns, dass die Verstorbenen noch würdevoller ihre letzte Reise antreten können.» Konkret spricht Gyger auf Trauerzüge an, wie es sie beispielsweise bei tamilischen Familien gebe: «So ein Abschied ist mit dem Tesla natürlich andachtsvoller als mit einem lauten Dieselfahrzeug.»
Bei aller Würde: Der umgebaute Tesla Model S sei im Alltag nicht immer praktisch. Für seinen Einsatz als Leichenwagen wurde das Elektroauto um 85 Zentimeter verlängert. Mit seinen stolzen sechs Metern Länge ist das Gefährt nicht mehr gerade das, was man als wendig bezeichnet. «Für Bergungen in der engen Altstadt werden wir den Tesla nicht verwenden können», sagt der 61-jährige Bestatter.
«In den Tesla kommen nur Särge, keine Leichensäcke»
Auch nachts oder bei Unfällen werde der E-Leichenwagen wohl nie zum Zug kommen. «In den Tesla kommen nur Särge. Und wenn wir von der Polizei zu einem Unfall geholt werden, geschieht die Überführung in Plastikhüllen», erläutert Gyger. Für diesen Zweck seien die Busse da, und die müsse man nach manchen Einsätzen wegen des Geruchs dann tagelang lüften. «Der Tesla-Leichenwagen ist eher für repräsentative Fahrten gedacht», führt der Bestatter aus. «Beispielsweise für Abholungen in Altersheimen.»
Bis der Tesla seine erste Leiche durch Bern chauffieren konnte, ist viel Zeit verstrichen. «Es hat Probleme gegeben beim Umbau des Fahrzeuges. Die deutsche Firma, die wir damit beauftragt haben, ist Konkurs gegangen», erinnert sich Gyger. Danach der nächste Stolperstein: Da der Berner Leichen-Tesla in der Schweiz der erste seiner Art ist, dauerte die Zulassung eine gewisse Zeit. Bestatter Christian Sulzer über den Papierkrieg: «Ich glaube, es waren 10 bis 15 Formulare, die dafür notwendig waren.» Seit Anfang Juni ist der Tesla nun endlich im Einsatz – leise schleichend und CO2-neutral fährt er nun die Friedhöfe der Region an.