Ermittlungspanne bei der Kapo Bern
Bussen an gestohlenes Auto verteilt

Ein Auto wird in Bern gestohlen und nur wenige Kilometer weiter falsch parkiert. Statt den Wagen zu finden, verteilt die Kantonspolizei mehrere Bussen und sogar eine Parkkralle.
Publiziert: 24.07.2018 um 16:29 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2018 um 10:35 Uhr
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So stand der gestohlene Lancia über zwei Wochen in Bern herum. Die Parkbussen sammelten sich.
Foto: Zvg
Johannes Hillig

Es klingt nach einer schlechten Komödie: Am 4. Juli wird der goldene Lancia Voyager von Bettina Mathys (37) beim Wyler Badi gestohlen. Die dreifach Mami ist am Boden zerstört, meldet den Diebstahl sofort bei der Kantonspolizei Bern. Dort wird ihr gesagt: Wenn der Wagen nach drei Tagen nicht auftaucht, sei er ins Ausland verschoben. Unauffindbar!

«Das Auto steht vor der Tür»

Über zwei Wochen vergehen. Mathys hat die Hoffnung, ihr Auto wiederzubekommen, längst aufgegeben. Die Polizei tappt im Dunklen. In ihrer Verzweiflung veröffentlicht die dreifache Mami einen Facebook-Aufruf.

Und siehe da: Am 21. Juli meldet sich ein Mann bei der 37-Jährigen. Er hat den Facebook-Post gesehen und den Wagen gefunden. Nur wenige Kilometer vom Wyler Bad entfernt. «Seit knapp zwei Wochen würde das Auto vor seiner Türe stehen», sagt Mathys zu BLICK.

Und nicht nur das: Der Lancia ist übersät mit Bussen, dazu eine Parkkralle am rechten Vorderrad. «Das Auto ist als gestohlen gemeldet, und die Polizei hat nichts besseres zu tun, als Bussen zu verteilen», regt sich die dreifache Mami auf.

Nicht jedes Auto wird überprüft

Sie ruft bei der Kapo Bern an. Erst jetzt erfahren die Beamten von dem wiedergefunden Auto. Sie geben sich kleinlaut. Entschuldigen sich aber nicht. Immerhin: Die Bussen bezahlen muss sie nicht.

Wieso aber fiel der Polizei der gestohlene Wagen nicht auf? Sarah Wahlen von der Kapo Bern klärt auf: «Nicht jedes gebüsste Auto wird bei uns im System überprüft. Das geschieht in der Regel erst nach zwei bis drei Wochen.» Heisst: Der Kapo Bern wäre der gestohlene Wagen später schon aufgefallen.

Auto-Dieb läuft frei herum

Mathys ist das egal, sie ist froh, dass ihr Lancia wieder da ist. Doch einfach damit wieder fahren kann sie nicht. Denn: Der Autoschlüssel ist nach wie vor verschwunden. Den Ersatzschlüssel hat sie an ihre Versicherung geschickt. In ein paar Tagen wird der aber wieder zurückgesendet. Dann soll der Lancia in eine Garage gebracht und die Schlösser ausgetauscht werden.

Für die Polizei scheint der Fall damit abgeschlossen. «Fingerabdrücke oder den Wagen genauer unter die Lupe nehmen, will die Polizei nicht», sagt Mathys. «Wenn ein Auto wieder auftaucht, kann es dem Halter übergeben werden.» Ob es noch weitere Ermittlungen geben wird, will die Kapo Bern nicht sagen: «Zu Einzelfällen äussern wird uns nicht», heisst es lapidar. 

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