Schwer bewaffnete Polizisten stoppten und umstellten am Samstagnachmittag in der Nähe des Car-Terminals Neufeld in Bern einen Flixbus. Erst nach mehreren Stunden wird klar, wieso: Die Kantonspolizei Bern hat heute über das Bundesamt für Polizei (Fedpol) eine Meldung der italienischen Behörden erhalten. Die Italiener vermuteten eine zur Fahndung ausgeschriebene Person in Begleitung einer zweiten, bewaffneten Person in einem Flixbus unterwegs von Italien nach Deutschland.
Die Kantonspolizei traf den Bus auf der Autobahn von Freiburg her kommend an. «Beim Busterminal Neufeld stoppten wir kurz nach 16 Uhr den voll besetzten Reisebus und kontrollierten diesen», sagt Polizeisprecher Christoph Gnägi zu BLICK. Weil die Polizei bewaffnete Personen erwartete, dauerte die Kontrolle entsprechend länger und war erst um 20.30 Uhr beendet. «Die im Bus vermuteten Personen wurden nicht angetroffen», so Gnägi. Der Bus konnte deshalb seine Reise nach Deutschland fortsetzen. Über die Hintergründe der Personenfahndung konnte Gnägi keine Auskunft geben.
Silvan Zemp von Radio neo1 hat ein Foto der Szene auf Twitter veröffentlicht:
Der Einsatz hatte zunächst Fragen aufgeworfen. BLICK-Leserreporter Daniel Bodard sah am Nachmittag schwer bewaffnete Beamte, die einen Flixbus umstellt hatten. «Es sind sechs oder sieben Polizeifahrzeuge vor Ort», berichtete Bodard. Beim Kreisel der Autobahneinfahrt Neufeld war die Ausfahrt in Richtung Tiefenau komplett gesperrt.
Solche Aufträge vom Fedpol an die Polizei, sogenannte Aufenthaltsnachforschungen, sind aber nicht ungewöhnlich. Sie führen auch immer wieder zu Kontrollen. Diese Kontrolle dürfte jedoch so lange gedauert haben, weil es sich um einen vollen Car gehandelt hat, der vollständig durchsucht werden musste.
Nach dem Lastwagen-Attentat in Berlin gerieten Fernbusse wegen laschen Kontrollen in die Kritik. In Fernbussen lässt es sich in der Regel einfacher unbemerkt durch Europa Reisen als im Flugzeug oder im Zug. So wurde spekuliert, dass der Berlin-Attentäter Anis Amri (†24) nach seinem Attentat in Berlin einen Teil seiner Reise im Bus zurückgelegt haben könnte (BLICK berichtete).
Flixbus hat im letzten Jahr rund eine Million Passagiere in der Schweiz befördert und hat das Angebot in der Schweiz kürzlich ausgebaut. Das deutsche Unternehmen war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.