Jahrelang wurde Antonio D.* (41) von den italienischen Behörden gesucht, damit seine Gefängnisstrafe endlich vollstreckt werden kann. Letzten Freitag schnappt die Falle in Biel BE zu. Jetzt sitzt der Italiener hinter Gittern. In italienischen Zeitungen heisst es, er sei mitverantwortlich für die Produktion, den Handel sowie den Besitz von Drogen. Auch Waffenvergehen und Drohungen werden ihm vorgeworfen.
Seit etwa drei Jahren wohnte Antonio D. laut Arbeitskollegen in Biel. Hier lebte der verurteilte Drogendealer offenbar ein unauffälliges Leben, arbeitete als Pizzaiolo in der stadtbekannten «L'Osteria». BLICK besucht das Restaurant zur Mittagszeit. Die Stimmung im modern eingerichteten Lokal ist hektisch. Gleich mehrere Pizzabäcker stehen in der Küche und belegen einen Teig nach dem anderen.
«Antonio war oft in Italien»
«Viel haben wir nicht über ihn gewusst», so ein Arbeitskollege des verhafteten Italieners zu BLICK. «Antonio lebte sehr zurückgezogen, war oft in Italien. Wo er sonst in seiner Freizeit war, hat er nie preisgegeben.» Einzig dass er nebenbei mit kalabrischen Spezialitäten handle, habe der Verhaftete auf der Arbeit durchblicken lassen.
Probleme habe es mit dem gesuchten Drogendealer selten gegeben. Nur an den letzten beiden Samstagen sei Antonio D. nicht zur Arbeit erschienen. «Er hat sich kurzfristig abgemeldet und gesagt, er habe Ärger mit der Polizei», so der Arbeitskollege weiter. «Einmal hat er angegeben, es gebe Komplikationen mit dem Fleischimport für seinen Spezialitätenhandel, und das zweite Mal sei etwas mit seinem Ausweis gewesen.» Die Verhaftung von Antonio D. sei jedoch mehr als überraschend gekommen.
Das Bundesamt für Justiz liefert den Mann nun nach Italien aus. Dort müsste der Verurteilte dann seine Freiheitsstrafe von acht Jahren und sieben Monaten absitzen. Gegen die Rückführung könnte er sich juristisch aber noch wehren.
Verbindungen zu der kalabrischen Mafia
Laut der Nachrichtenagentur Ansa gibt es zudem Verbindungen zwischen dem 41-Jährigen und der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta. An seinem Wohnort nahe des Zentrums von Biel sind die Anwohner schockiert über die dubiosen Machenschaften von Antonio D.
Eine Nachbarin zu BLICK: «Ich habe erst vor einer oder zwei Wochen Olivenöl bei ihm gekauft. Er und seine Frau waren sehr nett, und das Olivenöl ist äusserst hochwertig.» Sonst habe sie nie Kontakt gehabt mit dem kinderlosen Paar. «Sie haben erst seit etwa einem Jahr hier im Haus gewohnt und nur Italienisch gesprochen», so die Nachbarin weiter.
Nun wird ihr ganz mulmig zumute, wenn sie daran denkt, dass ein solcher Verbrecher unter demselben Dach wohnte wie sie und ihre Kinder: «Ich bin froh, dass er nun hinter Gittern ist.»
* Name geändert
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