Drogen, Sachbeschädigungen und Diebstähle
Über 200 Delikte rund um Reitschule

Die Kantonspolizei Bern hat seit Mitte 2015 den Berner Gemeinderat über mehr als 200 Vorfälle rund um die Berner Reitschule informiert. Dabei geht es zumeist um Drogenhandel, gewalttätige Übergriffe, Sachbeschädigungen und Diebstähle.
Publiziert: 03.04.2017 um 11:13 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 11:39 Uhr
Sorgt immer wieder für hitzige Debatten und Grosseinsätze der Polizei: Die Berner Reitschule. (Archivbild)
Foto: PETER KLAUNZER

Seit Mitte 2015 stand die Berner Reitschule rund 200 Mal im Visier der Kantonspolizei. Das geht aus den «Wochenberichten zu den Ereignissen Reitschule-Vorplatz-Schützenmatte» hervor. Diese hat die Polizei seit Mitte 2015 zu Handen der Stadt verfasst. SVP-Stadtrat Henri-Charles Beuchat hatte um Akteneinsicht ersucht.

Der Gemeinderat hiess das Gesuch gut, worauf Beuchat am Montag die Berichte den Medien weiterleitete. Die Rapporte decken die Zeitspanne vom 15. Juni 2015 bis zum 16. Januar 2017 ab. Einige der genannten Vorfälle sind bereits bekannt, und nicht alle stehen zwingend in Zusammenhang mit der Reitschule.

Immer wieder Kritik an Reitschule

Wiederholt wird aber deutliche Kritik an den Reitschul-Betreibern laut. So schreibt die Polizei, sie sei zur Besichtigung einer Evakuationsübung kurzfristig ausgeladen worden, was den vereinbarten Abmachungen widerspreche.

Der reitschulinterne Sicherheitsdienst verhält sich aus Sicht der Polizei immer wieder «unfreundlich, unkooperativ und hindernd». So soll er sich im Juni 2016 geweigert haben, der Polizei nach einer Messerstecherei die Tatwaffe auszuhändigen. Auch in anderen Fällen sah sich die Polizei bei der Spurensicherung behindert.

Kaum Interventionen möglich

Für besonders unbefriedigend hält die Polizei die Situation auf dem Vorplatz, wo sich an Wochenenden tausende Besucher aufhalten. Interventionen seien aufgrund der aufgeheizten Stimmung nur schwer möglich. «Aufgrund der aktuellen Situation sind die Mitarbeitenden der Kantonspolizei im Raum Schützenmatte an Leib und Leben gefährdet», heisst es in einem Eintrag von Mai 2016.

Im Gegensatz zu anderen Betrieben in Bern gebe es «keinen Sicherheitsdienst, der als solches erkennbar ist und zumindest minimal unterstützend wirkt». Die Polizei müsse froh sein, wenn sie vom Reitschul-Sicherheitsdienst nicht aktiv bei der Arbeit behindert werde.

Drogenhandel ist das grösste Problem

Ein Dauerbrenner auf der Schützenmatte ist der Drogenhandel. Razzien sorgen regelmässig für Spannungen und Scharmützel vor der Reitschule. Die Polizei wirft «Sympathisanten der linken Szene» vor, wiederholt den Zugriff auf Drogenhändler verhindert zu haben. Sie hätten sich den Polizisten in den Weg gestellt und Dealer ins Innere des Kulturzentrums entkommen lassen.

In den Wochenberichten werden auch mehrere bislang unbekannte Übergriffe auf vorbeifahrende Fahrzeuge erwähnt. So warfen im November 2016 Unbekannte auf der Höhe des Dachstocks einen schweren Gegenstand gegen die Frontscheibe eines Taxis, das nicht mehr weiterfahren konnte.

SVP-Stadtrat ist «schockiert»

Für SVP-Stadtrat Beuchat «bestätigen die Berichte das Unvermögen der Berner Stadtregierung». Das Dossier müsse dem Gemeinderat entzogen werden, sagte er der Nachrichtenagentur sda: «Die Stadtregierung wird fortlaufend über schwere Vorfälle informiert, bleibt aber aus politischen Gründen untätig. Das schockiert mich.»

Es sei an der Zeit, «dass der Kanton oder der Bund das Ruder übernimmt». Schliesslich sei die Reitschule ja bereits in den Fokus des Bundes geraten: Im Lagebericht der Nachrichtendienste sei sie als Rückzugsbasis nach Angriffen auf Polizeiwachen genannt worden. (SDA/stj)

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