Ihre letzte Nachricht an ihre Fans war ein einziger Satz: «Unterwegs in Nepal!», lautet der letzte Blog-Eintrag der Schweizer Extrembergsteigerin Joëlle Brupbacher (32).
Ein Satz, der für die Informatikerin aus Muri bei Bern die Welt bedeutete. «Sie lebte fürs Bergsteigen», sagt Jörg Schildknecht (52). «Es war ihr Lebenstraum, dem sie alles unterordnete. Und mit ihrer Begeisterung alle inspirierte.» Auch Schildknecht. Seine Firma sponserte Brupbacher. «Sie arbeitete bei den SBB, lebte sehr bescheiden, damit sie jedes Jahr zu den höchsten Bergen der Welt zurückkonnte. Das machte sie glücklich.»
Nachdem Joëlle Brupbacher sich also am 4. April zum letzten Mal im Internet gemeldet hatte, kämpfte sie sich mit anderen Höhenbergsteigern zum Gipfel des Makalu vor. Der Berg gehört zum Himalaya-Massiv, liegt an der Grenze von Nepal und Tibet, sein höchster Punkt liegt auf 8463 Metern über Meer.
Der fünfthöchste Gipfel der Erde. Vier andere Achttausender hatte Joëlle Brupbacher bereits bezwungen. Am Makalu versuchte sie sich schon vor einem Jahr, musste aber aufgeben. Weil das Wetter zu schlecht war.
«Joëlle ging eben nie zu viel Risiko ein», sagt der Bergführer Richi Bolt (41) aus Amden SG. Er leitete die Expedition, mit der Brupbacher 2007 auf den Cho Oyu (8201 Meter) stieg. «Sie stürmte nie voraus, verhielt sich am Berg eher defensiv.»
Laut der Extrembergsteiger-Website «Explorersweb» erreichte Joëlle Brupbacher ihr Ziel am Wochenende: Sie stand auf dem Gipfel des Makalu. Damit ist sie die einzige Schweizer Bergsteigerin, die fünf Achttausender bezwang.
Die Katastrophe passierte beim Abstieg. Offenbar verliessen sie ihre Kräfte: Bergsteiger fanden sie am Sonntag um 23.30 Uhr Ortszeit auf 7400 Metern Höhe. Leblos in ihrem Zelt. Brupbachers Vater bestätigt BLICK ihren Tod.
«Ich werde sie vermissen», sagt Sponsor Schildknecht. «Immerhin starb sie, als sie genau das tat, was sie liebte. Das ist ein Trost.» Auch Bergführerin Evelyne Binsack (44) verlor auf diese Weise einen Freund. «Einem Tod am Berg gehen immer auch Fehlentscheidungen voraus. Es braucht den Tod nicht», sagt die Bergführerin. «Aber wenn er einen aus dem Leben holt, dann lieber bei etwas, das man gerne tut.»
Erhard Loretan (Bild) vor dem Gipfel des Grünhorns im Wallis ab. Loretan war der zweite Mensch überhaupt, der alle 14 Achttausender der Welt ohne zusätzlichen Sauerstoff bezwang. Den Gipfel des Makalu erreichte er am 2. Oktober 1990, gemeinsam mit dem Schweizer Jean Troillet (heute 63). Der Aufstieg dauerte damals 33 Stunden.
Erhard Loretan (Bild) vor dem Gipfel des Grünhorns im Wallis ab. Loretan war der zweite Mensch überhaupt, der alle 14 Achttausender der Welt ohne zusätzlichen Sauerstoff bezwang. Den Gipfel des Makalu erreichte er am 2. Oktober 1990, gemeinsam mit dem Schweizer Jean Troillet (heute 63). Der Aufstieg dauerte damals 33 Stunden.