Die Totraser von Täuffelen BE
Jetzt weinen sie vor dem Richter

Eric R. fuhr vor vier Jahren den Polizisten Nicolas R. (†34) auf einem Zebrastreifen tot. Er soll mit Sebastian Z. ein Raserrennen gefahren sein und zwischen 93 und 100 km/h auf dem Tacho gehabt haben. Gestern waren die beiden vor Gericht – das Urteil soll am Montag folgen.
Publiziert: 09.12.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:23 Uhr
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Eric R. (22) hat den Familienvater auf dem Gewissen.
Foto: Peter Gerber
Von Céline Trachsel

Zwei bleiche Bubis. Beide sind Anfang zwanzig und Nachbarn. Sie haben ihren Führerausweis frisch in der Tasche, als sie vor vier Jahren ihre Grenzen ausloten. Eric R.* und Sebastian Z.* (heute beide 22) liefern sich ein Raserrennen durch Täuffelen BE. Mit schweren Folgen. BMW-Fahrer Eric R. erfasst auf einem Zebrastreifen den Polizisten Nicolas R.* (†34). Er stirbt vor den Augen seiner Familie.

Am 17. Dezember 2011 wollte Eric R. mitten im Dorf seinen Kumpel Sebastian Z. überholen. Laut Staatsanwaltschaft hatte der damals 18-Jährige 93 bis 100 km/h auf dem Tacho. Der Fahranfänger knallte in einen korrekt entgegenkommenden Opel. Als Folge der Kollision kam er ins Schleudern und erfasste den Polizisten, der gerade mit seiner Familie einen Zebrastreifen überquerte. Der zweifache Familienvater wurde zehn Meter weit weggeschleudert und prallte kopfvoran in eine Mauer. Seine Ehefrau und der kleine Sohn wurden verletzt, nur die Tochter blieb unversehrt.

Gestern stand das Raser-Duo in Biel BE vor Gericht. Für die Staatsanwaltschaft ist klar: Die beiden Fahranfänger lieferten sich ein Rennen. Sebastian Z. widerspricht diesem Vorwurf: «Das war nie die Idee. Wir haben auf der Strasse nur dumm getan.»

Seine eigene Geschwindigkeit schätzt er auf «etwa 55 km/h». Den Angehörigen hat er nie sein Beileid ausgesprochen. Grund: «Ich habe befürchtet, dass man mir das als Eingeständnis einer Mitschuld auslegt. Dabei stand es ja nicht in meiner Macht, zu verhindern, dass der Kollege so fuhr.»

Eric R. weint bei der Befragung: «Es hätte niemals so weit kommen dürfen. Es tut mir so leid für die Frau und die Kinder, die ohne Papi aufwachsen müssen.» Eric R. sagt, er könne sich nicht mehr an den Unfall erinnern. Auch er wurde schwer verletzt. «Ich bin einfach aufgewacht», sagt er, «meine Mutter hat mir erzählt, was passiert ist.»

Immerhin: Eric R. schickte zwei Wochen nach dem fatalen Unfall der Familie des getöteten Nicolas R. eine Trauerkarte – auch Auto fährt er seither nicht mehr. Er sagt: «Ich bin weder körperlich noch psychisch dazu in der Lage.»

Die Staatsanwaltschaft wirft Eric R. und seinem Kumpel Sebastian Z. eine ganze Reihe von Delikten vor. So unter anderem versuchte vorsätzliche Tötung sowie mehrfache Verletzung von Verkehrsregeln. Das Urteil folgt am Montag.

* Namen der Redaktion bekannt

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