Im kommenden März geht Agnes Kübli (63) aus Hofstetten BE in Rente. Sie freute sich riesig auf die Zeit. Bis Ende November – da verlor sie nicht nur ihren Schlüssel, sondern auch all ihr Erspartes. Die Bernerin fiel in ihrer Not auf eine skrupellose Firma rein: den Schlüsseldienst key24h.ch.
Die Bald-Rentnerin erinnert sich: «Ich war mit meiner Nichte auf dem Weihnachtsmarkt in Lörrach (D). Irgendwie verschwand der Hausschlüssel aus meiner Tasche.» Kübli weiter: «Ich stand dann am Freitagnachmittag ohne Hausschlüssel vor meiner Tür und suchte per Handy einen Schlüsseldienst im nahen Interlaken.»
Homepage täuscht Dienste in allen Ortschaften vor
Die Google-Suche liefert Treffer. Zuoberst den «Schlüsseldienst Interlaken». Die Tankstellenshop-Verkäuferin ruft die aufgeführte Hotline an. Was sie nicht ahnt: Die Firma gibt es nur im Internet. Die Homepage ist so programmiert, dass jede Ortschaft auf Google ein Resultat liefert. Selbst bei Fantasieorten wie Betrügershausen oder Gaunerswil.
Auf Hochdeutsch säuselt ein Mann, dass in 20 Minuten ein Team bei ihr sei. Tatsächlich muss Kübli zwei Stunden warten und wird misstrauisch. Das Auto hat ein deutsches Nummernschild, sie fotografiert es heimlich. Auch komisch: «Die Männer sprachen hochdeutsch mit mir. Untereinander sprachen sie vermutlich rumänisch», so die Verkäuferin. Der Kostenvoranschlag für das Öffnen der Haus- und Wohnungstür liegt laut den Männern bei 374.50 Franken. Minuten später sind es schon 749 Franken. Begründung: «Ein schwieriges Schloss.»
Die Rechnung liegt plötzlich bei über 5000 Franken
Die Männer bohren die Schlösser auf. «Es sah mehr aus wie ein Einbruch», erinnert sich das Opfer. Nach 30 Minuten sind beide Türen offen – endlich. Doch nun beginnt der Horror.
Die Männer machen Druck. «Plötzlich lautete die Rechnung auf über 5000 Franken. Ich sagte, dass ich nicht so viel Geld habe. Doch die Männer wurden barsch, redeten pausenlos auf mich ein. Ich müsse zahlen, sofort!» Kübli bekommt Angst und zückt ihre Kreditkarte.
Die Männer bedrängen die Frau, wollen immer mehr Geld
Die Männer haben ein drahtloses Lesegerät dabei. «Zweimal bezahlte ich so 2000 Franken», sagt Kübli leise. Nicht genug: «Sie wollten noch mehr. Ich gab ihnen 300 Franken in bar.» 4300 Franken haben die Männer nun schon ergaunert. Doch sie fordern: «Wir gehen jetzt zu Ihrer Bank!» Wieder hebt Kübli 300 Franken ab: «Das war mein letztes Geld.» Das miese Duo ist nicht zufrieden, die Bernerin muss ihre Nichte anbetteln: «Sie gab mir weitere 700 Franken.»
Erst jetzt geben die Männer nach und hauen ab – mit 5300 Franken im Gepäck. Kübli steht bis heute unter Schock, sagt konsterniert: «Ich konnte mich gegen diese Männer einfach nicht zur Wehr setzen.» Sie hat Anzeige wegen Betrug erstattet. Doch ob sie damit Erfolg hat, steht in den Sternen. Die Firma hat keine echte Geschäftsadresse – einzig die Hotline-Nummer. Faktisch existiert sie nur im Internet.
Als BLICK die Hotline von key24h.ch wählt, eskaliert die Anfrage über die horrende Rechnung. Auch auf mehrmalige Nachfrage wird eine Auskunft verweigert. Der Mann am Telefon zischt nur: «Es ist alles okay!» Dann knallt er den Hörer auf.
- In der Not nicht überhastet reagieren.
- Rufen Sie die Hausverwaltung an. In den meisten Fällen existiert ein Ersatzschlüssel.
- Überprüfen Sie, ob Sie sich auch anders Zugang zur Wohnung verschaffen können. Vielleicht steht ein Kippfenster offen.
- Falls Sie einen Schlüsseldienst brauchen, melden Sie sich bei der Polizei. Einige führen Listen mit seriösen Schlüsseldiensten. Zum Beispiel die Stadtpolizei Zürich.
- Suchen Sie im Internet nach regionalen Schlüsseldiensten. Diejenigen Firmen, die an erster Stelle im Internet auftauchen, sind nicht immer die besten.
- Jeder seriöse Schlüsseldienst kann Ihnen die Kosten am Telefon vorrechnen.
- Suchen Sie nach einer Preisliste auf der Internetseite des Schlüsseldienstes.
- Verlangen Sie vom Monteur eine detaillierte Rechnung.
- Ein seriöser Handwerker verlangt von Ihnen immer einen Ausweis.
- Zahlen Sie nicht vor Ort, fordern Sie eine Rechnung.
- Zwar variieren die Preise auch bei seriösen Firmen, doch Beträge ab 450 Franken sollten Sie stutzig machen.
- In der Not nicht überhastet reagieren.
- Rufen Sie die Hausverwaltung an. In den meisten Fällen existiert ein Ersatzschlüssel.
- Überprüfen Sie, ob Sie sich auch anders Zugang zur Wohnung verschaffen können. Vielleicht steht ein Kippfenster offen.
- Falls Sie einen Schlüsseldienst brauchen, melden Sie sich bei der Polizei. Einige führen Listen mit seriösen Schlüsseldiensten. Zum Beispiel die Stadtpolizei Zürich.
- Suchen Sie im Internet nach regionalen Schlüsseldiensten. Diejenigen Firmen, die an erster Stelle im Internet auftauchen, sind nicht immer die besten.
- Jeder seriöse Schlüsseldienst kann Ihnen die Kosten am Telefon vorrechnen.
- Suchen Sie nach einer Preisliste auf der Internetseite des Schlüsseldienstes.
- Verlangen Sie vom Monteur eine detaillierte Rechnung.
- Ein seriöser Handwerker verlangt von Ihnen immer einen Ausweis.
- Zahlen Sie nicht vor Ort, fordern Sie eine Rechnung.
- Zwar variieren die Preise auch bei seriösen Firmen, doch Beträge ab 450 Franken sollten Sie stutzig machen.