Hassprediger Abu Ramadan (64) war in den letzten Tagen ein gesuchter Mann. Der Sozialhilfebezüger, der in einer Bieler Moschee gegen andere Religionen hetzte, schwieg eisern. Nun nimmt er erstmals Stellung zu den Vorwürfen gegen ihn – und zwar in einem Interview mit dem «Tagesanzeiger» in Bern.
Dort verteidigte er sich gegen die in den vergangenen Tagen aufgekommenen Vorwürfe, ein Hassprediger zu sein und in den Vergangenheit über 600'000 Franken Sozialhilfe bezogen zu haben. Ramadan war vor Kurzem der Asylstatus entzogen worden, weil er mehrmals in sein Herkunftsland Libyen gereist war, obwohl er dort angeblich verfolgt wird.
Die Antworten gab Abu Ramadan grösstenteils auf Englisch. Er gab zu, dass er in den vergangenen sechs Jahren etwa zehn- bis zwölfmal sein Herkunftsland Libyen besucht habe. Dass ihm das als anerkannter Flüchtling verboten sei, habe er nicht gewusst.
Seine Reisen in die Heimat hätten aber einen guten Grund gehabt: Er wollte seine Mutter sehen. Sie sei 93 Jahre alt und werde wohl nicht mehr lange leben.
Er dementiert Hasspredigt
Ganz klar bestritt er, dass er in der Ar’Rahman-Moschee in Biel Allah dazu angerufen habe, er solle Juden, Christen, Hindus, Russen und Schiiten vernichten.
Das sei falsch aus dem Arabischen übersetzt worden und zudem auch noch aus dem Zusammenhang gerissen worden. «Der Übersetzer ist ein Lügner», sagt er. Er rufe niemanden zu so einer Tat auf, sondern bitte nur Allah um Gerechtigkeit. Zudem kündigt Ramadan rechtliche Schritte an. Der «Tages-Anzeiger» hält an der Übersetzung fest.
«Ich bin gut integriert»
Dass er auch nach 20 Jahren noch immer keine der Schweizer Landessprachen beherrsche, musste der Iman gelten lassen. Aber dabei treffe ihn keine Schuld. Vielmehr sei der Staat dafür verantwortlich. So habe er lediglich einen sehr schlechten Französisch-Kurs bezahlt bekommen. Und auch ein Studium sei ihm verwehrt worden. Nun sei er zu alt, um eine neue Sprache zu lernen.
Er findet aber trotzdem: «Ich bin gut integriert.» Er hätte gerne gearbeitet, jedoch nie eine Stelle gefunden.
Zu den über 600’000 Franken Sozialhilfe, die er während 13 Jahren am Wohnort Nidau bezog, hat sich Abu Ramadan nicht äussern wollen. Er sagte lediglich, dass die publizierten Zahlen falsch seien. Alles Weitere sei Privatsache. (nbb)