«Dealer vor dem Haupteingang»
Berner Psychiatrie- und Entzugsklinik im Drogensumpf

Die Kliniken der Universitären Psychiatrischen Dienste (UPD) in Bern stecken offenbar im Drogensumpf. Wegen fehlenden Eingangskontrollen könne man problemlos Alkohol, Drogen oder Waffen in die Entzugsklinik rein schmuggeln.
Publiziert: 17.08.2019 um 13:54 Uhr
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Aktualisiert: 18.08.2019 um 14:25 Uhr
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Patienten, Besucher und Mitarbeiter berichten: In den Kliniken der Universitären Psychiatrischen Dienste (UPD) in Bern gibt es ein massives Drogenproblem.

Drogen auf den Zimmern und Dealer vor der Eingangstüre. In den Kliniken der Universitären Psychiatrischen Dienste (UPD) in Bern gibt es offenbar ein massives Drogenproblem. Patienten, Besucher und sogar Angestellte haben dies gegenüber der «Berner Zeitung» bestätigt. 

In den UPD Bern sind Menschen mit psychischen Erkrankungen untergebracht und Süchtige, die versuchen von den Drogen loszukommen. «Drogen sind in den UPD allgegenwärtig», sagt ein ehemaliger Patient. Von Alkohol über Gras bis hin zu Kokain oder Amphetaminen – alles sei erhältlich. 

Keine Eingangskontrolle in den Kliniken

Das Hauptproblem: In den UPD Bern gibt es offenbar keine Eingangskontrolle. Die Besucher gelangen zu den Patienten, ohne angehalten zu werden. «Egal ob Alkohol, Drogen oder Waffen: Hier kannst du alles reinbringen», sagt eine Besucherin. Über Jahre hinweg ging sie dort regelmässig ein uns aus – und nur ein einziges Mal soll eine Pflegerin einen Blick in ihre Tasche geworfen haben.

Auch der Klinik-Park sei ein Drogen-Hotspot. «Einmal kam einer mit einem golfballgrossen Stück Amphetamin in einer Socke aus dem Busch. Er machte sich nicht einmal die Mühe, sie vor dem Pflegepersonal zu verstecken», erzählt die Besucherin weiter.

Sie macht sich Sorgen. Die Patienten seien zum Nichtstun verdammt. Die Folge: Verzweiflung und angestaute Aggressionen in Kombination mit den fehlenden Kontrollen. «Das ist eine tickende Zeitbombe.» Dies sei ihr bewusst geworden, als kürzlich ein entlaufener Patient von der Polizei erschossen wurde. Mitte Juli war René F. (†36) aus der Psychiatrie abgehauen – er trug eine Waffe bei sich. Als die Polizei ihn später in seinem Elternhaus abholen wollte, kam es zur Eskalation und F. wurde erschossen (BLICK berichtete)

«Bester Drogenumschlagplatz im Kanton Bern»

Eine Pflegerin bestätigt gegenüber der Zeitung, dass das Personal über die Dealer, die Drogen und den Konsum der Patienten Bescheid wisse. Sogar auf der Station für Sucht sei es einfach an Amphetamine, Gras oder Kokain zu kommen. Es habe deswegen auch schon Beschwerden von Angehörigen gegeben. Das sei ein offenes Geheimnis.

«Doch was soll man tun? Drogen finden immer ihren Weg», sagt sie. Ihre Kollegin, die früher im Strafvollzug arbeitete, sagt sogar: «Die UPD samt Wohnverbund gelten als bester Drogenumschlagplatz im Kanton Bern.

Der UPD Sprecher Mike Sutter sagt auf Anfrage von BLICK: «Wir werden nächste Woche genauer darüber informieren.» (frk)

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