In letzter Zeit winke ihr die Mutter (84) immer so lange zu, wenn sie sich verabschiede, sagt Sonja Zimmermann (62) aus Steffisburg BE. «Ich fragte sie, warum sie das tue. Mein Mueti antwortete: ‹Ich weiss nicht, ob es das letzte Mal ist, dass ich dich lebend sehe.›»
Im Gegensatz zu ihrer fitten Mutter geht es Sonja Zimmermann schlecht. «Es ist ein Wunder, dass ich noch lebe.» Seit September erlitt die Berner Oberländerin mehrere Aortenrisse und – als Folge – Hirninfarkte. «Ich blickte in den letzten Monaten dem Tod zweimal in die Augen.»
Im September spürt Zimmermann erstmals, dass etwas nicht stimmt. Sie hat Bauch- und Brustschmerzen, kriegt Atemnot. Im Spital Thun stellen die Ärzte zwei kleine Risse in der Hauptschlagader fest. Sie behandeln die Frau konservativ, ohne OP. Doch diese wird nötig, als sich im Oktober die Risse in der Hauptschlagader vergrössern. Notoperation in Bern. Zimmermann überlebt.
Sonja Zimmermann (62) aus Steffisburg BE erlitt mehrere Aortenrisse. Doch was bedeutet das genau? Thomas Zehnder (61), Chefarzt der medizinischen Klinik des Spitals Thun BE, erklärt den Begriff: «Bei einem Aortenriss kommt es zu einem Einriss der inneren Schicht der Hauptschlagader.» Dies führe zu einer Spaltung zwischen der inneren und mittleren Schicht der Hauptschlagader. «Und es entsteht nebst dem richtigen auch ein zweiter, falscher Blutkanal.»
Dies sei gefährlich. Und könne tödlich enden. «Die Gefährlichkeit hängt unter anderem vom Ort des Risses ab: Ereignet sich der Riss im ersten Abschnitt der Hauptschlagader, so ist die Gefahr am grössten, weil lebenswichtige Organe wie Herz und Hirn betroffen sind». Er betont: Die Prognose für den Patienten hänge entscheidend vom Zeitpunkt der Behandlung ab. «Eine frühe Operation kann lebensrettend sein.»
Auch wenn die Krankheit gefährlich sei, so sei sie glücklicherweise eher selten, sagt der Facharzt für Gefässerkrankungen. «Man geht davon aus, dass pro Jahr rund sechs von 100'000 Personen betroffen sind.» Ältere Menschen und Männer seien häufiger betroffen.
Als Ursache gelten alle Erkrankungen, die zu einer Gefässverkalkung führen. «Hier ganz besonders der Bluthochdruck», so Zehnder. «Daneben gibt es auch seltene Ursachen wie erbliche Bindegewebe-Erkrankungen.» Einem Aortenriss könne man aber auch vorbeugen: «Alle beeinflussbaren Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Zuckerkrankheit und Fettstoffwechselstörung so gut wie möglich behandeln und das Rauchen aufgeben.» Nicolas Lurati
Sonja Zimmermann (62) aus Steffisburg BE erlitt mehrere Aortenrisse. Doch was bedeutet das genau? Thomas Zehnder (61), Chefarzt der medizinischen Klinik des Spitals Thun BE, erklärt den Begriff: «Bei einem Aortenriss kommt es zu einem Einriss der inneren Schicht der Hauptschlagader.» Dies führe zu einer Spaltung zwischen der inneren und mittleren Schicht der Hauptschlagader. «Und es entsteht nebst dem richtigen auch ein zweiter, falscher Blutkanal.»
Dies sei gefährlich. Und könne tödlich enden. «Die Gefährlichkeit hängt unter anderem vom Ort des Risses ab: Ereignet sich der Riss im ersten Abschnitt der Hauptschlagader, so ist die Gefahr am grössten, weil lebenswichtige Organe wie Herz und Hirn betroffen sind». Er betont: Die Prognose für den Patienten hänge entscheidend vom Zeitpunkt der Behandlung ab. «Eine frühe Operation kann lebensrettend sein.»
Auch wenn die Krankheit gefährlich sei, so sei sie glücklicherweise eher selten, sagt der Facharzt für Gefässerkrankungen. «Man geht davon aus, dass pro Jahr rund sechs von 100'000 Personen betroffen sind.» Ältere Menschen und Männer seien häufiger betroffen.
Als Ursache gelten alle Erkrankungen, die zu einer Gefässverkalkung führen. «Hier ganz besonders der Bluthochdruck», so Zehnder. «Daneben gibt es auch seltene Ursachen wie erbliche Bindegewebe-Erkrankungen.» Einem Aortenriss könne man aber auch vorbeugen: «Alle beeinflussbaren Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Zuckerkrankheit und Fettstoffwechselstörung so gut wie möglich behandeln und das Rauchen aufgeben.» Nicolas Lurati
Vorerst beruhigt sich das Problem. Bis an einem Freitagmorgen Anfang November. «Plötzlich sah ich doppelt», sagt Zimmermann. «Ich legte mich aufs Bett, war apathisch und hatte furchtbare Schmerzen. Es zerriss mich fast.»
Samt Polizeieskorte ins Spital gerast
Schon bald ist die Notärztin da. Sie spürt bei Zimmermann nur noch einen sehr schwachen Puls. Wieder ein Aortenriss – nur dieses Mal viel schlimmer. «Ein dritter Riss in der Hauptschlagader kam hinzu, und die Halsschlagader riss ebenfalls», sagt Zimmermann. «Ich drohte zu verbluten.»
Samt Polizeieskorte rast die Ambulanz ins Spital Thun. «Die Ärzte sagten mir, jetzt gehe es um alles – um Leben und Tod», so die 62-Jährige. Nach wenigen Minuten wird sie nach Bern weitertransferiert, dort umgehend in den Operationssaal gebracht.
Das Personal schneidet Zimmermann Pullover und Hose auf. Es muss schnell gehen. «Ich weiss noch, wie der Professor mir sagte, er gebe sein Bestes. Ich müsse aber auch mein Bestes geben», erinnert sie sich. «Ich dachte, ich würde die OP nicht überleben.» Ihre Chancen stehen schlecht.
Über sechs Stunden dauert der Eingriff. Wie durch ein Wunder überlebt Zimmermann. Die Ärzte setzen ihr «Ader-Prothesen» ein. «Ich habe jetzt Schläuche im Oberkörper», sagt sie.
«Beine funktionieren nicht mehr richtig»
Es bleiben nicht die einzigen Spuren. Zimmermann erleidet aufgrund des Aortenrisses im November auch Hirninfarkte. Ihr Arm ist gelähmt, sie hat Mühe mit dem Sprechen, ist oft verwirrt.
«Seit der OP im November habe ich keinen Schritt mehr ohne Gehhilfe getan», sagt sie. Trotz ihrer seit fünf Jahren kaputten Hüfte konnte sie sich bislang selbstständig fortbewegen. «Aber durch die Hirninfarkte funktionieren die Beine nicht mehr richtig.» Der Marsch vom Hauseingang bis in die Wohnung im zweiten Stock: unmöglich. Dort wohnt Zimmermann mit Ehemann Bruno (66) und den Töchtern Nicole (34) und Tamara (31). Einen Lift gibts nicht.
Da ihr Mann Bruno wegen eines medizinischen Vorfalls vor zwei Jahren zu schwach ist, kann er ihr nicht helfen. Auch er erlitt einen Aderriss, ist seither eingeschränkt.
So muss ein Unternehmen den Treppen-Transport von Sonja Zimmermann stemmen: 660 Franken kostet es für einmal runter und wieder hoch. «Der Service ist nicht nur teuer, Mama ist auch abhängig und eingeschränkt», sagt Tochter Tamara Zimmermann.
Spendenaktion für Treppenlift
Eine Lösung, die der 62-Jährigen wieder ein Stück Freiheit zurückbringen würde, wäre ein Treppenlift. «Der kostet aber rund 40'000 Franken», rechnet Tamara Zimmermann vor. «Wir sind finanziell knapp dran. Also bitten wir um Hilfe.» Sie und Schwester Nicole haben einen Spendenaufruf auf der Plattform GoFundMe gestartet.
Die Alternative wäre ein Umzug in eine Erdgeschosswohnung. Das käme aber nicht infrage, so die jüngere Tochter. «Wir zahlen hier 1860 Franken Monatsmiete. Für diesen Preis finden wir nichts Vergleichbares in der Gegend.» Vater Bruno erklärt, die Wohnung liege in der Nähe der Stadt Thun und des Dorfzentrums von Steffisburg. «Und vor allem nahe zum Spital Thun. Meine Frau ist dort leider Stammkundin.»
Das Ziel der Spendenaktion ist also klar: «Geld für den Treppenlift sammeln und in dieser Wohnung bleiben können», sagt Tochter Tamara. «Wir wollen Mutter ein erträglicheres Leben in ihrem geliebten Zuhause ermöglichen. Wer weiss, wie lange sie noch lebt?» Mutter Sonja fügt an: «Wir wohnen schon seit 24 Jahren im Haus und seit 15 in dieser Wohnung. Sie bedeutet mir alles. Ich will nicht ins Pflegeheim. Sondern hier sein – bei meinem Mann und meinen Kindern.»