Für die fünf Zwergziegen, die auf dem Südhang oberhalb von Ausserbinn bei Ernen VS zurückgelassen wurden, bahnt sich nach einem harten Winter ein Happy End an. Man habe die Tiere gefunden, und sie seien alle «quietschfidel», sagt die Gemeindepräsidentin von Ernen, Christine Clausen, zu BLICK.
Die Geissen sollten vor dem Wintereinbruch eigentlich wieder ins Tal herunter, konnten aber zwischen den Felsen im schwierigen Gelände nicht gefunden werden. Erst letzte Woche hat ein BLICK-Leserreporter auf einer Schneeschuh-Tour die Tiere zufällig entdeckt (BLICK berichtete). Kurz darauf konnte ein Suchtrupp, den die Besitzer der Ziegen ausgesandt hatten, die genaue Position der Ausreisser ermitteln.
«Es sind sehr clevere Tiere»
Gemeindepräsidentin Clausen hätte nicht damit gerechnet, dass die Geissen den harten Winter am Berg so gut überstehen. «Es verwundert mich schon ein bisschen, dass sie noch gesund sind. Aber da sieht man, wie stark der Überlebenstrieb der Tiere ist.»
Martin Kull, Tierarzt in Ernen, zeigt sich weniger überrascht vom Überleben der Geissen. Zwergziegen seien zwar eigentlich keine Wildtiere, aber «sie brauchen nur wenig Wasser, im Notfall können sie ihren Flüssigkeitsbedarf auch mit Schnee decken». Und als Futter reiche ihnen Baumrinde und trockenes Gras, das sie unter abgerutschten Schneebänken fänden, aus. Auch ihr übliches Verhalten könnten sie problemlos den ungewohnten Verhältnissen anpassen, erklärt er. «Es sind sehr clevere Tiere.»
Nun müssen sie sich nur noch einfangen lassen
Jetzt, da man wisse, wo genau die Geissen seien, könne man versuchen, sie wieder einzufangen, sagt Clausen. Ein erster Versuch sei nur knapp gescheitert. Bis auf rund 15 Meter habe man sich den Ziegen annähern können, bevor sie wegliefen. «Die Tiere sind zwar scheuer geworden, aber sie sind nicht komplett verwildert», so die Gemeindepräsidentin. Die Besitzer seien zuversichtlich, dass sich die Geissen bald anlocken lassen und ins Tal gebracht werden können.