Chloroform-Unhold Urs B.* (68) schlich jahrelang zu Mädchen ins Zimmer, machte sie mit Trichlorethen gefügig, missbrauchte sie. 2012 verurteilte ihn das Walliser Kantonsgericht zu einer Freiheitsstrafe von elf Jahren und acht Monaten sowie einer stationären Massnahme (BLICK berichtete).
Jetzt will Urs B. raus. Gestern behandelte das Straf- und Massnahmenvollzugsgericht in Sitten den Antrag. Es herrschen verschärfte Sicherheitsmassnahmen, alle Prozessbesucher werden gescannt und ihre Taschen gefilzt.
Unterstützer reisten an
Grund ist eine Gruppe von selbsternannten «Prozess-Beobachtern», die extra anreiste, um Urs B. im Kampf gegen die Justiz zu unterstützen.
An vorderster Front: Andres Zaugg (68), der 2011 die St.-Ursen-Kathedrale in Solothurn anzündete. Auch Kuno W.* (54) ist da. Er gilt in Solothurn als Querulant und biss 2016 einen Richter in die Hand. «Urs B. ist kein Vergewaltiger», sagt Zaugg. «Er ist nur ein Voyeur.»
Die stationäre therapeutische Massnahme war letzten Herbst abgelaufen. Die Walliser Justiz verlängerte sie dann nachträglich provisorisch. Es bestehe ein hohes Rückfallrisiko, und Urs B. sei therapieunfähig. Deshalb müsse Urs B. ordentlich verwahrt werden.
Scharfe Kritik an Walliser Justiz
«Man muss mich sofort freilassen. Ich wurde für Straftaten verurteilt, die ich gar nicht begangen habe», sagt Urs B. Sein Verteidiger kritisiert die Walliser Justiz scharf. «Drei verschiedene Verfahren werden hier unzulässig miteinander vermischt.»
Für eine nachträgliche Verwahrung sei das Kantonsgericht zuständig. «Sie müssen Herrn B. sofort freilassen», fordert Anwalt Stephan Bernard aus Zürich.
Schlusswort abgeblockt
Als Urs B. mit Kopien von BLICK-Artikeln rumfuchtelt, kommt es zum Eklat. «Ich habe ein Recht auf ein Schlusswort», sagt er. «Schauen wir diese Straftaten an, die ich angeblich begangen habe.» Richter Marc Anthamatten sagt: «Nein.»
Als der Verteidiger sagt, Urs B. habe ein Recht auf das Schlusswort, ertönt Applaus. «Ihr verblödeten römisch-katholischen Idioten. Das ist die Heilige Inquisition», ruft St.-Ursen-Brandstifter Zaugg.
Fünf Sicherheitsbeamte stürzen sich auf Urs B. und schleifen ihn aus dem Saal. Richter Anthamatten erklärt die Verhandlung für beendet. Sein letztes Wort geht im Tumult unter. Das Urteil wird den Parteien schriftlich zugestellt.
* Namen der Redaktion bekannt