Es ist seit Jahrzehnten ein Paradies: 860 feste Plätze für Wohnwagen und Wohnmobile stehen auf dem TCS-Campingplatz in Gampelen BE. Jetzt im Winter stehen die Wohnwagen winterfest am Rand. Im Sommer geniessen hier über 2000 Camper die Natur und ihre Freizeit. «Wir sind eine grosse Familie», sagt Hanspeter Mischler (65). «Viele sind schon in zweiter oder dritter Generation hier.»
Doch nun droht der Camper-Idylle am Neuenburgersee das Aus. Umweltschützer wollen, dass der Campingplatz verschwindet, weil er im Naturschutzgebiet Fanel liegt. Sie wurden hellhörig, als der Kanton Bern die Ende 2018 auslaufende Bewilligung für den TCS-Campingplatz für weitere 35 Jahre verlängerte.
Nachträgliche Beschwerde
Nachträglich legten der WWF, Pro Natura Bern, die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL), der Schweizer Vogelschutz / Bird Life Schweiz (SVS) und das Bundesamt für Umwelt (Bafu) Beschwerde ein. Der Kanton muss nun nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts prüfen, ob sich der Campingplatz mit dem Naturschutz verträgt – oder nicht.
Die Camper mobilisieren gegen den drohenden Rauswurf. «Wir sehen nicht tatenlos zu, wie Naturschützer unser Paradies zerstören. Wir kochen vor Wut!», sagt Camper Mischler. Er hat mit drei anderen Mitstreitern die Interessengemeinschaft (IG) namens Gampelen-Fanel gegründet.
Petition gestartet
Seit Ende Januar ist ihre Webseite www.gampelen-fanel.ch aufgeschaltet. Die Petition mit dem Titel «Der TCS-Campingplatz darf nicht sterben» hat bis gestern schon 5950 Unterschriften.
«Wir leben mit der Natur und sehen Tiere, die man sonst nie zu Gesicht bekommt», sagt Mitinitiantin Michaela Jungi (43) und fragt: «Jetzt sollen wir Menschen plötzlich schädlich sein und hier keinen Platz mehr haben?»
Ihr Mitkämpfer Matthias Steiner (37) fragt: «Wo soll ich sonst mit meinen fünf Kindern in die Ferien?» Und IG-Mitglied Markus Maag (42) ist überzeugt: «Ohne Campingplatz kehrt hier wegen wildem Campieren eine Sauerei ein.»
Teil von Naturschutzkonzept
Der TCS-Campingplatz in Gampelen existiert seit 1955 und wurde 1967 in das damalige kantonale Naturschutzkonzept integriert. Für den TCS harmoniert der Campingplatz mit dem Natur- und Umweltschutz. «Die Vielfalt der Fauna und Flora hat sich über die letzten Jahrzehnte nicht verschlechtert. Mehrere Studien beweisen, dass die Natur in keiner Weise beeinträchtigt wird», sagt TCS-Sprecher Daniel Graf.
Die Naturschützer sind kompromisslos. «Wir sind nicht die Schuldigen, dass die Camper den Platz verlassen müssen», sagt Verena Wagner, Präsidentin von Pro Natura Bern. «Der Vertrag läuft einfach Ende 2018 aus. Die ganze Fläche muss renaturalisiert werden.»
Unversöhnliche Naturschützer
Das Dossier liegt beim Berner SVP-Regierungsrat Christoph Neuhaus (51). Ihn stört die harte Linie der Naturschützer: «Ich bin überrascht, wie unversöhnlich und nicht gesprächsbereit die Umweltverbände sind.»
Mischler und seine Kollegen wollen ihre Petition am Montag der Staatskanzlei in Bern übergeben. «Wir sammeln bis Juni weiter Unterschriften», sagt er. Seine Meinung: «Als Mensch fühlt man sich bei den Naturschützern nur willkommen, wenn man das Portemonnaie aufmacht.»