Da sagte Erich Hess (34) von der SVP im Fragebogen von Blick.ch noch: «Weinen ist etwas für Mädchen.» Zum letzten Mal habe er wohl im Alter von zehn Jahren Tränen vergossen. Doch im ersten Interview mit Radio Energy Bern nach der Wahl in den Nationalrat bebt bei Hess die Stimme: «Ich weiss es jetzt seit vier Minuten». Das sagt er noch bestimmt. Doch beim Satz «Ich kann es noch nicht richtig glauben» bricht die Stimme.
Erich Hess hats geschafft. In den verschiedenen Wahlhilfen hatte er sich überall als der am strammsten rechts politisierende Berner SVPler entpuppt. Dass kurz vor Mitternacht seine Wahl bekannt wird, ist der Schlusspunkt hinter einem Sonntag mit dem Motto «Rechtsrutsch».
3xRat auf einmal
Warum es der Lastwagenfahrer geschafft hat, liegt für ihn auf der Hand. Die Junge SVP hatte vor zwei Jahren das kantonale Polit-Establishment geschockt und ihre Einbürgerungsinitiative durchgebracht. Erich Hess war damals der grosse Sieger. Das hat ihn auch in den ländlichen Gebieten des Kantons bekannt gemacht.
Damit ist Hess jetzt Nationalrat, kantonaler Grossrat und Stadtrat gleichzeitig. Ob das wirklich geht? «Einen Entscheid über meine Tätigkeit werde ich in den nächsten zwei Wochen fällen.»
Einen Wermutstropfen gibts für Hess trotzdem. Sein Weggefährte Thomas Fuchs (49) hat die Wahl nicht geschafft, landet auf der SVP-Liste nur im hinteren Mittelfeld. «Das tut mir leid», sagt Hess dazu. «Ohne Thomas stünde ich in meiner politischen Karriere nicht dort, wo ich heute stehe.» Immerhin: Fuchs hat als alt Nationalrat (2011 abgewählt) Zutritt zur Wandelhalle. Er wird sich mit Hess nun also auch im Bundeshaus austauschen können. (tri)