BLICK in Ueli Stecks (†40) Wohnort Ringgenberg BE
«Wenn er wieder etwas vorhatte, sah man ihn durchs Dorf rennen»

Die Nachricht vom Tod des wohl berühmtesten Dorfbewohners machte heute schon früh die Runde in Ringgenberg BE. BLICK war unterwegs im Dorf am Brienzersee.
Publiziert: 30.04.2017 um 20:14 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:43 Uhr
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Ringgenberg mit dem Haus von Ueli Steck.
Foto: Niklaus Wächter
Niklaus Wächter

Das beschauliche Ringgenberg liegt heute im Sonnenschein. Velos, Töffs und Autos rollen in dichter Reihenfolge durch das langestreckte Strassendorf zwischen dem türkisblauen Brienzersee und der steilen Bergkette mit dem Harder.

Im Ort sind kaum Passanten unterwegs. Die meisten von ihnen sind Besucher aus der Region. Nichts lässt auf einen ungewöhnlichen Tag schliessen.

Vor dem Haus von Ueli Steck (†40) steht sein Firmenauto. Jemand sitzt auf der Terrasse und geniesst die Sonne. Nichts deutet auf etwas Ungewöhnliches hin. Stecks Familie sei bereits heute Morgen vom Unfall informiert worden, erklärte sein Sprecher Andreas Bantel.

Gemeindepräsident ist «sehr betroffen»

Gemeindepräsident Samuel Zurbuchen (56).
Foto: Gemeinde Ringgenberg

Die Todesnachricht, sagt Gemeindepräsident Samuel Zurbuchen (56), habe ihn am Morgen durch einen Kollegen erreicht. Traurig sei es und mache sehr betroffen. «Wir wussten ja, dass er wieder etwas vorhatte. Und wie immer vor einem solchen Vorhaben hat man ihn täglich durch das Dorf rennen sehen», erinnert er sich. Eine persönliche Beziehung zu Steck habe er nicht gepflegt. «Ich kannte ihn einfach als Mitbürger und Bauherrn.»

Ob es in Ringgenberg eine Gedenkveranstaltung für den verunglückten Extremsportler geben wird, ist laut Zurbuchen noch unklar. Aber er weiss: Ringgenberg ist ein richtiges Bergsteigerdorf. «Stephan Siegrist ist ja auch ein Ringgenberger», betont er.

«Es gibt immer ein Restrisiko»

In der Badi am Burgseeli geniessen Einheimische und Besucher den schönen Tag. «Ja, ja, den Ueli kannte ich schon. Der war jeweils schon vorbei, bevor man ihn recht erkannt hat», erinnert sich Edith Abegglen (57). Sie hat seine Vorträge im Dorf besucht, seine Unternehmungen aufmerksam verfolgt und ihm bei Gelegenheit zu seinen sportlichen Erfolgen beglückwünscht.

«Er war ein umgänglicher, freundlicher Mann.» Jetzt ist er tot. «Das ist traurig», sagt die Ringgenbergerin. Hat sie die Todesnachricht überrascht? Edith Abegglen verzieht das Gesicht. «Jein.»

Ihr Vater Hans (80) hat Ueli Steck schon einen Gemspfeffer zubereitet. «Er war ein guter und seriöser Mann. Hat seine Unternehmen sorgfältig vorbereitet. Aber im Extremsport gibt es halt immer ein Restrisiko.» Seine Gattin Edith (78) nickt. «Bei seinen Voträgen hat er ja betont, dass er sofort verzichte, wenn er seiner Sache nicht sicher sei.»

Viele kannten Steck nur flüchtig

Auch Sonntags ist der Dorfladen geöffnet. «Ja - ich bin von hier. Und ich weiss Bescheid», sagt die Mitarbeiterin. Aber ich kannte Ueli Steck nicht so gut, dass ich etwas über ihn sagen möchte.» Ein Taxifahrer parkt neben dem Laden. «Ich hatte nie was mit ihm zu tun. Habe ihn auch nie gefahren. Sonst würde ich es sagen.» Sein Gast: «Ich weiss zu wenig über Steck, um einen Kommentar abzugeben.»

Gekonnt waghalsig, gut trainiert und vorbereitet

Draussen in der Sonne sitzen Fritz und Vreni Steiner. Auch sie kannten Ueli Steck wie die meisten Ringgenberger. Vom Vorüberrennen und von Vorträgen. «Ja gut – was er tat, war schon waghalsig. Aber eben gekonnt waghalsig, er war wirklich gut trainiert und vorbereitet», findet Fritz Steiner. Ist er vom tödlichen Unfall Stecks überrascht? «Bedingt», meint der Rinngisberger nach einem kurzen Zögern.

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