Bloss 600 Franken Busse wegen Verletzung der Verkehrsregeln, zuzüglich einer bescheidenen Schreibgebühr von 250 Franken. Lächerlich wenig für einen Mann, der pro Jahr 1 Million Franken Aufwandsentschädigung kassiert.
Da ist etwas faul, glauben Experten. «Das Urteil ist fragwürdig, gar unmöglich», sagt Strassenverkehrsgesetz-Experte und Opferanwalt Marco Unternährer. «Eine Busse ist immer abhängig vom Einkommen. Sie muss weh tun.»
Bei Sepp Blatters Verdienst hätte sie mehrere Tausend Franken betragen müssen. «600 Franken Busse wären vielleicht angemessen für einen Unfallverursacher mit einem Jahresgehalt von 80000 Franken. Nicht aber für Blatter.» Unternährer: «Ich kann mir nicht vorstellen, wie der Richter das Urteil begründet. Ein anderer Lenker hätte eine bedingte Freiheitsstrafe riskiert.»
Der Weltfussballverband Fifa hüllt sich in Schweigen. Das milde Urteil, das die «SonntagsZeitung» gestern publik machte, will Medienchef Nicolas Maingot nicht kommentieren. «Ich kenne den Fall nicht.»
Da hat er nicht gut aufgepasst: Denn die Fakten zu Blatters Unfall enthüllte BLICK schon im vergangenen Herbst. Am 18. Oktober 2008 ist der Fifa-Präsident Richtung Wallis unterwegs, am Steuer seines über 200000 Franken teuren und 525 PS starken Mercedes. Nach dem Spiezwiler Tunnel überholt Blatter ein Auto. Er touchiert es und schleudert auf die Gegenfahrbahn – frontal in einen Golf.
Die ausgerückten Polizisten erkennen sofort, wen sie vor sich haben. Und schon damals meinten es die Beamten gut mit Blatter. Diskretion! Es gibt nur eine dürre Mitteilung: «Kollision von drei Fahrzeugen», eine «leicht verletzte» Person. Kein Wort über den prominenten Unfallverursacher.
BLICK fragte damals die Polizei, warum auf dem Unfallfoto bei Blatters Mercedes das Nummernschild fehlt. Antwort: Vielleicht flog das Schild beim Crash davon. Tage später muss die Polizei zugeben: Ein Polizist hat es entfernt. Um zu vertuschen, dass Blatter den Unfall verschuldet hatte.