Ein Einsatz der Berner Polizei in der Nacht auf Samstag sorgt für heftige Diskussionen. Den Einsatzkräften wird vorgeworfen, absichtlich mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren zu sein. Mehrere Personen sollen bei dem Vorfall laut Augenzeugen verletzt worden sein.
Es passiert gegen Mitternacht: Zwei Polizisten sind in einem dunklen VW unterwegs, als sie neben der Neubrückstrasse unweit des Kulturzentrums Reitschule mehrere Personen erwischen, welche eine Wand mit einem Graffiti bemalen. Die Beamten bremsen ab und wollen einen der Sprayer stellen. Dann eskaliert die Situation.
Tumultartige Zustände bei der Neubrückstrasse
Ein Video von Augenzeugen, welches BLICK von der Reitschule zugespielt wurde, zeigt, wie das Fahrzeug aufs Trottoir fährt, wo sich zum Zeitpunkt des Einsatzes diverse Schaulustige befinden. «Sie beschleunigten das Fahrzeug und fuhren gezielt in eine Gruppe von Menschen, die die Situation vom Trottoir aus beobachteten», beschreibt die Reitschule die Ereignisse vor Ort. Einige hätten sich mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit bringen müssen.
Ebenfalls auf dem Video zu sehen ist, wie kurz darauf teilweise vermummte Personen Flaschen und andere Gegenstände auf das Einsatzfahrzeug werfen. Auch Böller werden gezündet. Auf der Neubrückstrasse herrschen in diesem Moment tumultartige Zustände.
Polizei musste Einsatz abbrechen
Die Berner Polizei bestätigt auf Anfrage von BLICK den Vorfall, widerspricht aber den Darstellungen der Berner Reitschule. «Die Polizisten wollten das Auto auf dem Trottoir abstellen und dort eine Person festnehmen. Dabei kam es zu massiven Attacken gegenüber den Einsatzkräften», sagt Sprecherin Sarah Wahlen. Der Polizei-Einsatz habe am Ende gar abgebrochen werden müssen.
«Uns liegen keine Kenntnisse über Verletzte vor, der Einsatzwagen der Polizei wurde aber massiv beschädigt», sagt Wahlen weiter. Die Situation in der Nähe der Reitschule habe man nach dem Vorfall aus der Distanz weiter beobachtet. Nun wolle man den Einsatz im Nachgang genauer analysieren.
Juso fordert stärkere Kontrolle bei Polizei-Einsätzen
Ebenfalls bereits zum Vorfall geäussert hat sich die Juso der Stadt Bern. In einem Schreiben kommt sie zu einem klaren Urteil und stellt sich auf die Seite der Reitschule: «Mit dieser Aktion nahmen die Beamten schwerste Verletzungen oder sogar den Tod von Menschen hin.» Die Juso fordert deshalb, man müsse der Polizei bei ihren Einsätzen besser «auf die Finger schauen». Die Reitschule erwägt zudem, Strafanzeige wegen des Polizei-Einsatzes einzureichen.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Berner Reitschule den Einsatz der Polizei stark kritisiert. Im vergangenen September warf man den Beamten «geplante Eskalation» vor. Unter anderem hatten Polizisten damals mit Gummischrot-Munition geschossen, auf der Smileys aufgemalt waren (BLICK berichtete). Die Polizei erklärte wenig später, die bemalte Munition stamme von einem anderen Einsatz und sei nicht als Botschaft an Reitschul-Aktivisten zu verstehen gewesen. (cat)