Während des laufenden Projektes hätten wegen der unterschätzten Komplexität Lücken aufgearbeitet, Änderungen vorgenommen und die Projektorganisation habe neu aufgestellt werden müssen, steht im am Mittwochabend veröffentlichten Bericht. Die Rede ist auch von verbesserungswürdiger Kostentransparenz.
Das bauherrenseitige Risikomanagement werde noch nicht stringent und durchgängig geführt und ein projektbezogenes Qualitätsmanagement fehle. Seit 2018 sei die Projektorganisation aber stabil.
Der Bau des neuen Tiefbahnhofs sollte ursprünglich 614 Millionen Franken kosten, wird nun aber 731 Millionen Franken verschlingen. Deutliche Kostenzunahmen stellt die EFK im Bereich von Ausbau und Bahntechnik, aber auch bei den Honoraren fest.
Die grossen Kostensteigerung ist für die EFK «zum Prüfungszeitpunkt nicht abschliessend erklärbar». 2016 ging der RBS davon aus, dass sich die gesamten Honorarkosten am Schluss auf 60 Millionen Franken belaufen würden. Nun betragen diese Kosten schon 120 Millionen.
Laut einer im Bericht enthaltenen Stellungnahme sieht sich der RBS in den in den letzten Jahren getätigten Anpassungen der Projektorganisation bestätigt. Die geforderten Verbesserungen seien umgesetzt oder würden noch verwirklicht. Der RBS arbeitet laut EFK an einer nachvollziehbaren Erklärung im Vergleich mit einer Kostenvereinbarung von 2017.
Der neue Tiefbahnhof wird den heutigen RBS-Bahnhof am östlichen Rand des Hauptbahnhofs Bern ersetzen, der aus den 1960-er Jahren stammt und aus allen Nähten platzt. Der Tiefbahnhof des RBS wird sich 20 Meter unter den Gleisen des Bahnhofs Bern befinden.
Dieses Vorhaben ist Teil des Projekts «Zukunft Bahnhof Bern» (ZBB), das auch Bauarbeiten im Hauptbahnhof und Anpassungen der Strassen rund um den Bahnhof Bern umfasst. Bauherrinnen für diese anderen Arbeiten sind die SBB und die Stadt Bern.
Beim Baustart im Jahr 2017 hiess es, die Bauarbeiten an ZBB gingen 2025 zu Ende und kosteten - alles in allem - rund eine Milliarde Franken. 2019 gaben die Verantwortlichen bekannt, bis zur Einweihung des neuen RBS-Bahnhofs dauere es bis 2027 und es komme zu Mehrkosten im einstelligen Millionenbereich.
Im Februar dieses Jahres dann die erneute Korrektur: Die Erweiterung wird erst 2029 abgeschlossen. Die Ausbauten der SBB kommen voraussichtlich auf 375 statt 360 Millionen zu stehen. Alles in allem dürften für ZBB nun Kosten von rund 1,2 Milliarden entstehen. Laut der Finanzierungsvereinbarung von 2017 übernimmt der Bund gut 70 Prozent der Kosten des RBS-Tiefbahnhofs.
Wie die EFK auf Anfrage bekanntgab, entschied sie sich aufgrund einer Risikoeinschätzung zur Prüfung des Projekts. Sie plane ihre Prüfungen aufgrund von Risikoüberlegungen. Den Entscheid zur Prüfung habe sie im Herbst 2021 gefällt - vor Bekanntgabe der grossen Mehrkosten. Im Zentrum der Prüfung stand die Projektführung und -steuerung des RBS beim Projekt neuer Tiefbahnhof.
(SDA)