Beiz stört Ex-Fussballboss
Gefährdet Zloczower YB-Fantreff?

Der frühere YB-Präsident Ralph Zloczower geht wegen Lärm gegen eine Berner Beiz vor. Das könnte fatale Folgen haben.
Publiziert: 08.11.2015 um 11:19 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:58 Uhr
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Das Restaurant «Löscher» in der alten Feuerwehr Viktoria im Berner Breitenrainquartier.
Von Roland Gamp

Sie spielen Pingpong und Fangis, malen mit Kreide Tiere auf den Boden. Die Flüchtlingskinder im Innenhof der alten Berner Feuerwehrkaserne dürfen sich so richtig austoben.

Vor einer Woche war das noch untersagt. Anwohner, die gegen die neue Nutzung des Areals protestierten, hatten ein skandalöses «Spielverbot» bewirkt. Insgesamt acht Einsprachen gab es gegen das Projekt «Alte Feuerwehr Viktoria». Eine hatte einen prominenten Absender: Ralph Zloczower (82), Ex-Präsident des Schweizerischen Fussballverbands.

«Namens und im Auftrag meiner Gattin und meiner Söhne sowie in meinem eigenen Namen erhebe ich gegen das Bauvorhaben Einsprache», schrieb er am 15. Juli an das Regierungsstatthalteramt.

«Stark belastet»

Den pensionierten Sportfunktionär stört nicht die Asylunterkunft, sondern ein neues Restaurant auf dem Areal. «Der Betrieb ist weder notwendig noch erwünscht», schreibt er. Das Wohnquartier sei durch Kursaal und Gewerbeschule bereits stark mit Lärm und Schmutz belastet. «Durch den publizierten Restaurationsbetrieb, mit vor allem jungen Leuten, wird diese Belastung markant steigen.»

Neben der Lärmbelastung sei absehbar, «dass die Umgebung unter dem Verkehrsaufkommen leiden wird, das durch die Gäste verursacht werden wird».

Mag sein. Nur: Weshalb interessiert dies den ehemaligen Verbandsboss? Er lebt mehrere Fahrminuten vom Areal entfernt. Die Einsprache verärgert denn auch manche, die in die Umnutzung des Areals involviert sind. Selbst wenn es Lärm oder Verkehr gebe, sei Zloczower gar nicht betroffen, schimpfen sie. Aber solange das Verfahren noch läuft, traut sich keiner, öffentlich zu sprechen.

Nicht zum ersten Mal sorgt Zloczower mit einer Beschwerde für Kritik. 2001 unterzeichnete er die Einsprache gegen ein Multiplex-Kino im Wankdorf. Und gefährdete damit den Bau des gesamten Berner Stadions – obwohl er damals bereits als Präsident der Nationalliga amtete.

Treff-Idee in Gefahr

Die YB-Anhänger könnten auch diesmal das Nachsehen haben. Ursprünglich war ein Fantreff auf dem Areal geplant.

Ob der tatsächlich realisiert wird, ist allerdings unklar. Offenbar haben die Verantwortlichen Bedenken, dass dies zu neuen Einsprachen und Verzögerungen führen könnte – und überlegten deshalb, die Treff-Idee ganz zu beerdigen.

Zloczower, selber einst Präsident der Young Boys, ist Ehrenmitglied. Ob er es schade findet, dass sich der Treffpunkt für Fans verzögert? Dazu will er sich nicht äussern. «Der YB-Fantreff ist nicht Gegenstand meiner Einsprache», sagt er lediglich. Auch den Vorstoss gegen das Restaurant kommentiert Zloczower nicht.

Juristisch ist die Beschwerde zulässig. Seine Söhne sind Eigentümer einer Liegenschaft in der Nähe des Areals. Auch Zloczower steht eine lebenslange Nutzniessung zu – was ihn zur Einsprache berechtigt. Ob dies aber auch Sinn macht? Anfang 2016 will das Statthalteramt entscheiden, ob die Einsprachen gutgeheissen werden.

Den Jungen gehört die Zukunft

Kommentar von Micha Zbinden, Stv. Sportchef

Ralph Zloczower scheint in Dauersorge zu sein: Auch im hohen Alter will er Berns Stadtbild mitprägen. Das gelingt ihm. Mit gezielten Einsprachen hält der schlaue Jurist die Stadt auf Trab – und verhindert neue Projekte.

Diesmal geht es um die Alte Feuerwehr Viktoria im Berner Breitenrain. Dort haben sich vorübergehend Yoga-Fans, Nähateliers und ein Restaurant einquartiert. Eine bunte Mischung. Neue innovative Projekte aber können nun nicht mehr realisiert werden. Zloczower stört sich am Lärm, die Tische des Restaurants gefallen ihm optisch nicht.

Dass nun ausgerechnet das geplante YB-Fanlokal zum Opfer der Einsprachen werden könnte, wirkt wie eine Ironie des Schicksals: Immerhin war Zloczower lange Zeit YB-Präsident.

Zwar mögen die Einsprachen sein gutes Recht sein. Befremdlich aber wirkt, dass Zloczower gar nicht mehr dort wohnt.

Die Behauptung, seine Wohnungen im Breitenrain könnten durch einen erhöhten Lärmpegel an Wert verlieren, ist absurd. Denn das Nordviertel entwickelt sich gerade zum «Place to be», die Mieten steigen. Das Quartier ist für Familien so attraktiv geworden, dass sogar die Schulraumplanung aus dem Ruder läuft.

Also, lieber Ralph Zloczower: Lassen Sie künftig die Jungen das Stadtbild prägen, ihnen gehört die Zukunft. Und gönnen Sie sich doch ein wenig Altersmilde.

Micha Zbinden, Stv. Sportchef der Blick-Gruppe.
Micha Zbinden, Stv. Sportchef der Blick-Gruppe.

Kommentar von Micha Zbinden, Stv. Sportchef

Ralph Zloczower scheint in Dauersorge zu sein: Auch im hohen Alter will er Berns Stadtbild mitprägen. Das gelingt ihm. Mit gezielten Einsprachen hält der schlaue Jurist die Stadt auf Trab – und verhindert neue Projekte.

Diesmal geht es um die Alte Feuerwehr Viktoria im Berner Breitenrain. Dort haben sich vorübergehend Yoga-Fans, Nähateliers und ein Restaurant einquartiert. Eine bunte Mischung. Neue innovative Projekte aber können nun nicht mehr realisiert werden. Zloczower stört sich am Lärm, die Tische des Restaurants gefallen ihm optisch nicht.

Dass nun ausgerechnet das geplante YB-Fanlokal zum Opfer der Einsprachen werden könnte, wirkt wie eine Ironie des Schicksals: Immerhin war Zloczower lange Zeit YB-Präsident.

Zwar mögen die Einsprachen sein gutes Recht sein. Befremdlich aber wirkt, dass Zloczower gar nicht mehr dort wohnt.

Die Behauptung, seine Wohnungen im Breitenrain könnten durch einen erhöhten Lärmpegel an Wert verlieren, ist absurd. Denn das Nordviertel entwickelt sich gerade zum «Place to be», die Mieten steigen. Das Quartier ist für Familien so attraktiv geworden, dass sogar die Schulraumplanung aus dem Ruder läuft.

Also, lieber Ralph Zloczower: Lassen Sie künftig die Jungen das Stadtbild prägen, ihnen gehört die Zukunft. Und gönnen Sie sich doch ein wenig Altersmilde.

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