Zum Glück war das Baby in eine Decke gewickelt. Sonst wäre es wohl erfroren. Am Samstag wurde ein Säugling im Werkhof in Därstetten BE entdeckt (BLICK berichtete) – das Kind wurde dort in einer Kartonschachtel abgelegt.
Dem Finder steht der Schock auch am Tag danach noch ins Gesicht geschrieben. Paul Tschabold (55) rettete das Mädchen per Zufall. Er fuhr mit dem Mofa zur Entsorgungsstelle. «Auf dem Sammelbehälter für Kaffeekapseln lag eine Kartonschachtel und darüber eine weisse Decke», sagt er zu BLICK. Er dachte noch, die Decke gehöre nicht hier hin. Dann hörte er plötzlich einen Laut.
Der Finder ist schon frühmorgens vor Ort – das rettet dem Baby das Leben
Im ersten Moment glaubte er, es sei ein Elektrogerät, das Geräusche mache. Doch als er ein zweites Mal ein leises Wimmern vernahm, wurde er stutzig. Tschabold zog den Mofahelm aus, ging zur Schachtel und nahm die Decke weg. Er sagt: «Ich sah ein kleines Händchen und ein Köpfchen.» Sofort ist ihm klar, was los war. Er alarmierte umgehend die Polizei. Aus Angst, der Säugling könne erfrieren. Fünf Minuten später war die Ambulanz vor Ort.
Das kleine Mädchen war stark unterkühlt – und befand sich in kritischem Zustand. Kein Wunder: Im Vorraum des Werkhofs, wo es die Nacht verbrachte, herrscht Aussentemperatur. Das Baby wurde deshalb mit der Rega ins Spital geflogen. Noch immer befindet es sich in ärztlicher Behandlung. «Sein Zustand hat sich zumindest nicht verschlechtert», heisst es bei der Kantonspolizei Bern auf BLICK-Anfrage. Aber: «Laut den behandelnden Ärzten ist eine Prognose bei einem unterkühlten Neugeborenen schwierig.»
Dank Hinweisen aus der Bevölkerung konnte die Polizei die Mutter schnell ermitteln. Sie gestand in einer ersten Einvernahme. Sie will ihr Kind am Freitag allein zur Welt gebracht haben – unweit der Fundstelle. Dann setzte sie es in der Schachtel aus. Laut Polizei wählte sie dafür extra einen stark frequentierten Ort, in der Hoffnung, dass der Säugling rasch gefunden werde. Dennoch hat man ihn erst am nächsten Morgen um 7.30 Uhr entdeckt. Fast zu spät.
Retter ist in Gedanken bei Kind – und Mutter
Retter Tschabold macht sich grosse Sorgen: «Es ist für mich ein schlimmes Erlebnis. Die Bilder vom Baby in der Schachtel sehe ich immer wieder vor mir.» Nun hofft er ganz fest auf ein glückliches Ende. «Meine Gedanken sind beim Kind und dessen Mutter.» Er sagt: «Da muss eine schlimme Geschichte dahinterstecken.»
Zum Schutz der Beteiligten macht die Polizei keine weiteren Angaben. Die regionale Staatsanwaltschaft Oberland eröffnete ein Verfahren. Im Rahmen der nun folgenden Ermittlungen gilt es insbesondere zu klären, inwiefern Strafbestände vorliegen.