Diese Bernerin will steil nach oben. Seit mehr als zehn Jahren erklimmt Barbara Büschlen (22) aus Steffisburg BE schwierige Routen. Letzte Aktion: die Durchsteigung der 250 Meter hohen Stockhorn-Nordwand – als erste Frau überhaupt! Vor Büschlen war erst ein Mann den schwierigen Fels hochgekommen. Ein Kletterprofi, der die Route «Drachenweg» taufte.
«Seit ich denken kann, blicke ich von unserem Haus auf die Nordwand. Ich wusste: eines Tages will ich da auch rauf», sagt sie.
Die Kletterleidenschaft wurde ihr in die Wiege gelegt. «Schon als Kleinkind bin ich mit meinem Vater auf Touren gegangen. Während er die Steilwand rauf ist, habe ich unten gespielt.»
Selbst an die Wand wagte sich Büschlen erst mit zwölf Jahren: «Eigentlich ein bisschen spät. Aber ich habe zügig dazugelernt.» Schnell schafft es Büschlen in die Junioren-Nati der Sportkletterer, ist sieben Jahre lang im Team.
«Neben dem Stockhorn zählt sicher auch die Fusion-Route bei Kandersteg zu meinen grössten Erfolgen. Beide Male war ich die erste Frau, die das geschafft hat», so Barbara Büschlen. Warum wagen sich so wenig Frauen ans Outdoor-Klettern? «Meiner Meinung nach fehlt es an Mut und an Selbstvertrauen. Viele verlassen sich lieber auf männliche Partner, die sie mitziehen.» Etwas Schlimmes ist ihr am Berg noch nicht passiert. «Ich bin immer per Seil gesichert. Ausser ein paar blauen Flecken ist nichts zu sehen.»
Trotz der Ausbildung zur Versicherungskauffrau will sie jetzt ganz aufs Klettern setzen. «Es gibt kein schöneres Gefühl, als bei tollem Wetter eine Felswand hochzuklettern. Die Bergwelt, die Aussicht. Das ist alles einmalig und magisch.»
Auf der Traumliste ganz oben: die Eiger Nordwand und Wände im US-Nationalpark Yosemite. «Das wäre der Gipfel», so die Sportkletterin.