Ein wenig appetitliches Empfangskomitee erwartet die Kunden der noblen Zürcher Confiserie Sprüngli am Bahnhof Bern: Biertrinkende Randständige und herumgammelnde Jugendliche haben sich vor dem Eingang breitgemacht.
Seit Jahren führt das zu denkwürdigen Szenen, wenn gepflegte Seniorinnen mit ihren frischen Luxemburgerli im Slalom durch die krakeelenden Zaungäste stolzieren müssen.
Für manche ist das ein lieb gewonnenes Bild; die Stadt Bern zum Beispiel will die Situation so belassen. Anders die SBB, die ihre Bahnhöfe samt Umgebung schon länger «aufwerten» wollen. In Basel stört sich die Bahn an den Tramhaltestellen, in Zürich an den Taxis, in Bern an der Schar am Eingang. Bahnhöfe sind heute eben auch Einkaufstempel, die «angemessene Renditen» erzielen müssen, finden die SBB.
In die Unterwelt verbannt
Doch die erste Runde im Verdrängungskampf geht an die Biertrinker. Sprüngli zieht am Bahnhof Bern vom Eingang hinunter ins Untergeschoss, wie die Confiserie bestätigt. Ende Juni läuft der Vertrag aus, so die SBB. Sprüngli begründet den Schritt mit «Bautätigkeiten der SBB». Die Bahn spricht vom «passenderen Standort», den man gefunden habe: «Die Confiserie Sprüngli zeigte sich mit dem besagten Standort von Anfang an nicht restlos zufrieden.» Die Berner Biertrinker haben die Zürcher Zuckerbäcker also in die Unterwelt verbannt. Ein Triumph von kurzer Dauer: «Nach dem Umzug wird der Eingangsbereich umgestaltet», so die SBB. Wie genau, will die Bahn nicht verraten. Der Platz für die lokale Randständigen-Szene dürfte immer knapper werden. l