Endlich ein Lebenszeichen der verantwortlichen Beamten: Gestern um 11.24 Uhr flatterte ein Fax der Berner Polizei- und Militärdirektion in die Redaktionen. Thema: Die Skandalserie im MassnahmenZentrum St. Johannsen.
Das Amt bestätigt im Communiqué: Nicht nur der Kinderschänder Yan H.* (37, BLICK vom Freitag) flüchtete aus St. Johannsen. Sondern auch der
Serienvergewaltiger René I.* (47, BLICK vom Montag) und der Kinderschänder Igor F.* (33, BLICK von gestern).
St.-Johannsen-Direktor Franz Walter (50) bestätigt gegenüber der Internetausgabe der «Berner Zeitung» gestern zudem die schlimmste Befürchtung: Kaum war Igor F. frei, suchte er schon im Internet nach neuen jungen Opfern.
BLICK weiss auch: Bereits in St. Johannsen suchte Igor F. den Kontakt zu neuen Mädchen. Mit seinem Handy (eigentlich verboten) trieb er sich etwa im SMS-Chat des «Viva»-Teletexts herum – ein Musiksender, der sich an junge Mädchen richtet. «Als ich den Kontakt abbrechen wollte, schickte er mir haarsträubende Sex-SMS», sagt ein Opfer.
Jetzt soll alles besser werden, verspricht das Communiqué der Behörden: Die Verantwortlichen für die Skandal-Serie sollen gefunden werden. Und ein Informationskonzept ist geplant. Davon merkt man aber noch nichts: Der Bericht folgt erst Mitte Monat. Und bis dahin schweigen sie eisern: Sowohl der Berner Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (60) als auch Martin Kraemer (56), Vorsteher des Berner Amts für Freiheitsentzug – ihre Vorzimmerdamen blocken alles ab.
Dafür ergreift ein anderer Verantwortlicher das Wort: St.-Johannsen-Direktor Franz Walter (50). «Wenn wir über eine Entweichung nicht informiert haben, sind wir davon ausgegangen, dass kein Risiko für die Allgemeinheit bestand», sagt er.
Und verspricht: Ausser René I. und Igor F. sind keine weiteren St.-Johannsen-Sexualstraftäter auf der Flucht. «Darauf können sie mich behaften.»
Und der «Hannsen»-Chef beklagt sich. «Wenn Fahndungsspuren öffentlich kaputt gemacht werden, erschwert das natürlich die Polizeiarbeit», sagt Walter zu BLICK. «Wenn Sie das als Vorwurf verstehen: Es ist durchaus so gemeint.» Walter spricht damit die Veröffentlichung des Internet-Kontaktinserats von Vergewaltiger René I. («Wuscheli», datiert auf den 31. Januar) an sowie die Veröffentlichung der Klassenzusammenkunfts-Webseite, auf der Kinderschänder Igor F. am 29. April Bilder hochgeladen hat.
«Mit der Veröffentlichung des Profils ist diese Spur natürlich abgebrochen und kann nicht weiterverfolgt werden», jammert Walter. Internet-Zugriffe, die mindestens ein halbes Jahr alt sind: Das sind die heissen Spuren der Ermittler?
* Namen der Redaktion bekannt