Verzweifelt steht Tatianas Mutter am Grab: «Warum nur? Warum nur musste mein geliebtes Kind sterben? Einen solchen Tod hat sie nicht verdient.» Die schwangere Tochter von Magdalena S.* ist brutal aus dem Leben gerissen worden. In Bern, tausend Kilometer weit von der slowakischen Stadt Vráble entfernt, in der sie nun begraben liegt, ihrem Killer hilflos ausgeliefert.
Tatianas Freund soll den Mörder engagiert haben – die Mutter kann es kaum glauben.Zu der Tat kam es vor gut einem Monat. Am Abend des 15. April wird Tatiana S. auf dem Parkplatz ihres Wohnhauses in Bern-Liebefeld angegriffen. Ein Mann in ihrem Auto rammt ihr immer wieder ein Messer in den Körper.
Es gelingt ihr noch, blutüberströmt ins Haus und bis in ihre Wohnung im siebten Stock zu flüchten. Dort bricht sie zusammen und stirbt an ihren schweren Verletzungen.Kurz darauf werden Tatianas Freund Mihajlo S.* (24) und ein 20-jähriger Schweizer verhaftet. Zunächst streiten beide ab, etwas mit der Tat zu tun zu haben.
Vor drei Tagen dann die überraschende Wende: Der 20-Jährige gesteht, Tatiana ermordet zu haben. Und er sagt aus: Der Freund habe ihm den Auftrag gegeben. Tatiana und Mihajlo – seit fünf Jahren waren sie ein Paar, gemeinsam lebten sie in Bern. Warum sollte der 24-Jährige seine Freundin aus dem Weg geräumt haben wollen? War ihm das Kind zu viel, das sie unter dem Herzen trug?
«Das Motiv ist Gegenstand unserer Abklärungen. Wir ermitteln in alle Richtungen», sagt Polizeisprecher Jürg Mosimann. Mihajlo S. streitet weiter ab, in den Mord verwickelt zu sein. «Wir haben eine Pattsituation», sagt Mosimann zu den widersprüchlichen Aussagen der Männer. Allerdings gebe es Hinweise auf Gegenleistungen, die der Täter erhalten haben soll.
Für Tatianas Mutter ist die Erinnerung an den letzten Besuch ihrer Tochter ein Gedanke, der sie immer wieder in Tränen ausbrechen lässt. Zwei Tage vor dem Mord verabschiedeten sich die beiden in Vráble. «Sie sagte noch, sie freue sich auf die Geburt ihres Wunschkindes.»
*Namen der Redaktion bekannt