Die Bilder sprechen Bände. Heftige Winde peitschen den Bergsportlern ins Gesicht, der Nebel ist so dick, dass sie kaum mehr etwas sehen können. Tommaso Piccioli, der das Drama überlebt hat, spricht im italienischen Fernsehen «RAI» über die dramatischen letzten Stunden am Berg.
Er ist sich mittlerweile bewusst: «Wir hätten niemals aufbrechen dürfen.» Man habe ja gewusst, dass das Wetter schlecht werden würde. «Aber wir dachten uns, wir fahren Ski, bis das Wetter wechselt. Dann können wir immer noch umkehren.»
Doch dann wurden sie doch vom Nebel überrascht. «Wir haben uns vier- oder fünfmal verirrt, bis wir irgendwann feststeckten, weil wir gar nichts mehr sehen konnten», erzählt der Architekt aus Mailand. Und dann sei es Nacht geworden.
Da hätten sie einen weiteren Fehler gemacht: «Wir blieben an einer dem Wind ausgesetzten Stelle und haben es nicht mehr geschafft, uns ein Schneeloch zu graben. Wir waren nach den Anstrengungen einfach zu erschöpft», berichtet er weiter.
Er habe dann einfach versucht, nicht einzuschlafen. «Denn wenn man einschläft, kühlt man schnell aus und stirbt», sagt er im Interview. «Einige Male war ich kurz davor, aufzugeben. Aber dann habe ich an meine Frau gedacht und weiter gekämpft.»
Schlechtwetterfront überraschte alle
Angeführt wurde der Todesmarsch vom italienischen Bergführer Mario C.* (†59). Er und seine Frau Kalina D.* (†52) waren mit acht weiteren Alpinisten auf der Haute Route von Chamonix (F) nach Zermatt unterwegs, als sie im dichten Nebel beim Abstieg zur SAC Schutzhütte «Cabane des Vignettes» auf ein verirrtes Franzosen-Quartett trafen.
Die 10-köpfige Bergsteiger-Gruppe von C. war am letzten Donnerstag zur sechstägigen Bergsteiger-Tour auf der Haute Route von Chamonix (F) nach Zermatt aufgebrochen. Am Sonntag kommt es am Pigne d’Arolla aber zum Drama. Die Alpinisten geraten in eine Schlechtwetterfront.
«Leicht Verletzte wurden aus den Spitälern entlassen»
Auf der Suche nach der nur wenige hundert Meter entfernten schützenden Hütte stürzt C. ab. Er hinterlässt drei Kinder: zwei Söhne und eine Tochter – alle im erwachsenen Alter. Für die verbleibenden Bergsteiger ist der Tod des Bergführers verhängnisvoll. Nebst dem Bergführer sterben sechs weitere Alpinisten – darunter auch seine Frau Kalina D., mit der er seit 2011 verheiratet war. Allesamt erfrieren. Sieben aber überleben das Drama am Berg.
Fünf Überlebende werden mit leichten Verletzungen in verschiedene Spitäler eingeliefert, zu ihnen gehört auch Tommaso Piccioli. «Die leicht Verletzten wurden mittlerweile allesamt aus den Spitälern entlassen und sind auf dem Weg nach Hause oder bereits dort eingetroffen», sagt Markus Rieder, Sprecher der Kantonspolizei Wallis, auf Anfrage von BLICK.
Zwei Alpinisten befinden sich aber nach wie vor in kritischem Zustand: Ein Schweizer (72) und eine Französin (56). Eine 42-jährige Italienerin aus Parma verstarb im Spital, wie die Walliser Kantonspolizei am Mittwochabend mitteilte.
*Name der Redaktion bekannt