Anti-G-20-Slogans auf Reitschule
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Aufruf zu Gewalt

Die Anti-G-20-Hassparolen auf dem Dach der Berner Reitschule halten die Justiz auf Trab. Die Staatsanwaltschaft Bern-Mittelland ermittelt nun wegen des Verdachts der öffentlichen Aufforderung zu Verbrechen oder zu Gewalttätigkeit.
Publiziert: 02.11.2017 um 10:55 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:26 Uhr
Die Hass-Slogans auf dem Dach der Berner Reitschule vom letzten Juli.
Foto: Benedikt Theiler
Ruedi Studer

Vor kurzem erst sorgten fünf Rapper aus dem Umfeld der Berner Reitschule für Schlagzeilen, weil sie wegen Beschimpfung von SVP-Nationalrätin Natalie Rickli (40) schuldig gesprochen wurden. In einem Song hatten sie die Zürcherin aufs Übelste sexistisch beleidigt.

Jetzt hat die Reitschul-Szene schon wieder Ärger am Hals: Wegen der Gewaltaufrufe gegen den G-20-Gipfel in Hamburg (D), die letzten Juli auf das Reitschul-Dach gepinselt waren, wird die regionale Staatsanwaltschaft Bern-Mittelland aktiv.

Unbekannte Täterschaft

«Wegen des Verdachts der öffentlichen Aufforderung zu Verbrechen oder zur Gewalttätigkeit wurde gegen unbekannte Täterschaft eine Untersuchung eröffnet», bestätigt Christof Scheurer, Informationsbeauftragter der Staatsanwaltschaft des Kantons Bern, gegenüber BLICK. «Nun bleibt es abzuwarten, was die laufenden Ermittlungen ergeben werden.»

Scheurer lässt offen, ob es bereits konkrete Tatverdächtige gibt, welche für die Hass-Slogans «Smash G-20» (G-20 zerschlagen), dann «Shoot G-20 » (erschiessen) und schliesslich «Blow up G-20» (in die Luft sprengen) verantwortlich sind. 

Unbeantwortet bleibt vorerst auch die Frage, ob die Reitschul-Betreiber selbst ins Visier der Justiz geraten. Ebenso, wie lange die Untersuchung dauern wird. «Das hängt von den Ermittlungsresultaten ab», so Scheurer. 

Tätig wurde die Staatsanwaltschaft übrigens aufgrund eines Polizeirapports der Berner Kantonspolizei. Später hat auch die Junge SVP des Kantons Bern eine Strafanzeige eingereicht, wie Scheurer bestätigt. 

SVP-Nationalrat und Reitschul-Gegner Erich Hess (BE).
Foto: EQ Images

SVP-Hess: «Deutliches Signal an die Stadt Bern»

SVP-Nationalrat und Reitschul-Gegner Erich Hess (36, BE) freut sich über die Untersuchung. «Das ist ein deutliches Signal an die Betreiber – und erst recht an die Stadt Bern, dass sie die Zügel härter in die Hand nehmen muss und sich nicht ständig auf der Nase rumtanzen lässt.» 

Allerdings macht sich Hess keine allzu grossen Hoffnungen, dass die Täter auch gefunden werden. «Die Reitschüler decken sich in solchen Fällen gegenseitig, sodass niemand zur Verantwortung gezogen werden kann. Ich befürchte, dass das Verfahren schliesslich im Sand verläuft.»

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