In der unteren Berner Altstadt feiern die Fasnächtler, am Waisenhausplatz attackieren die Chaoten: In der Nacht von Freitag auf Samstag greift eine Gruppe teils vermummter Personen die Wache der Polizei an. Ein Kantonspolizist wird verletzt, der Sachschaden ist beträchtlich, das Gebäude verschmiert. Die Täter flüchten in die Reitschule. Unsere Polizei? Wehrlos.
Einmal mehr diskutiert Bern über die Reitschule. Auch im Gemeinderat verschärft sich der Ton. Sicherheitsdirektor Reto Nause sagt gegenüber mehreren Medien: «Die Schwelle zum gewalttätigen Extremismus ist überschritten.»
Vertrag wäre fast unterschriftsreif
Die Attacke geschieht zur Unzeit, denn der neue Leistungsvertrag zwischen Reitschule und Stadt ist noch nicht durch. Das Schriftstück, das auch ein Sicherheitskonzept beinhaltet, wäre aber fast unterschriftsreif.
Stadtpräsident Alexander Tschäppät zu Blick.ch: «Die Eckpunkte des Vertrags stehen fest, sodass wir ihn bald in die politische Diskussion hätten einbringen können. Nach den Geschehnissen vom Wochenende werden wir im Gemeinderat jedoch diskutieren, ob wir Anpassungen vornehmen müssen.» Tschäppät kündigt an, dass «umgehend» Gespräche mit der Reitschule stattfinden würden.
An Zufall glaubt keiner
Regierungsstatthalter Christoph Lerch hatte in einem «Bund»-Artikel Ende 2014 angedeutet, dass das Sicherheitskonzept sogar besser werde als bisher.
Dass die Attacke auf die Wache zufällig in dieser Phase erfolgt, glaubt keiner. Ähnliches geschah vor zwei Jahren: Kurz bevor der bisherige Leistungsvertrag in den Stadtrat kam, häuften sich Flaschenwürfe auf Polizeiautos bei der Reitschule. Ein Insider damals gegenüber Blick am Abend: «Es ist das immer gleiche doofe Dutzend, das zuverlässig in heiklen politischen Phasen zu provozieren weiss.»