22 verletzte Personen, davon fünf Polizisten. So lautet die Bilanz nach den gewaltsamen Zusammenstössen zwischen kurdischen und türkischen Demonstranten am Samstag in Bern.
Besonders zu reden geben dabei Videoaufnahmen, die an der Schwellenmattstrasse entstanden sind. Sie sind an Brutalität kaum zu überbieten: Zu sehen sind mutmasslich kurdische Demonstranten, die zwei Autos angreifen. Dabei wird ein Mann aus seinem Fahrzeug gezerrt und verprügelt. Selbst als das Opfer bereits hilflos am Boden liegt, wird der Mann weiter mit Fusstritten traktiert.
Dem zweiten Fahrzeug gelingt die Flucht. Doch im Video, welches die «Freie Türkischen Armee Deutschland» auf Facebook publizierte, ist zu sehen, wie der schwarze Mercedes plötzlich zurückkehrt und mit hohem Tempo in die Menschenmenge rast. Personen werden meterweit weggeschleudert und bleiben verletzt auf der Strasse liegen.
«Wir sind um unser Leben gefahren», rechtfertigt sich die junge Türkin A. heute im «Blick». Sie sass auf dem Rücksitz des Mercedes. Ihr Cousin habe aus «Todesangst» aufs Gaspedal getreten. «Die Männer hätten uns getötet, wären wir nicht so aggressiv gefahren.»
Wo war die Polizei?
Keinen Auftritt im Video hat die Polizei. Sie ist auf den Aufnahmen nicht zu sehen. Wo war sie, als das Auto in die Menge raste?
«Die Polizei stand am Samstag an mehreren Orten gleichzeitig im Einsatz», sagt Mediensprecherin Simona Benovici auf Anfrage von Blick.ch. Oberstes Ziel sei es gewesen, die beiden Gruppen voneinander fernzuhalten.
Die Szene an der Schwellenmattstrasse hätte sich aber abseits des Hauptschauplatzes auf dem Helvetiaplatz abgespielt. Auf die Frage, wann die ersten Beamten am Ort der Amokfahrt eingetroffen sind, macht Benovici keine Angaben.
Weshalb das Auto in die Menge gerast ist und was genau vorgefallen ist, werde derzeit ermittelt. Mehrere Personen seien dazu befragt worden. «Es befindet sich im Moment niemand in Haft», so Benovici weiter.
Nause zeigt sich schockiert
Sicherheitsdirektor Reto Nause (44) verurteilt auf Radio Energy Bern, was geschehen ist: «Die Situation war schlimm. Die beiden Gruppierungen haben die Auseinandersetzung gesucht. Sie sind mit einem ungeahnten Mass an Aggressivität und Brutalität aufeinander los.» Und: «Was hier passiert ist, das hat Bern so noch nie erlebt.»
Nämlich, dass ein ausländischer Konflikt auf den Plätzen des Gastlandes ausgetragen wird. Künftige Demos der Lager müssten nun aufgrund des Geschehenen beurteilt werden, sagt der CVP-Politiker weiter: «Die Sicherheitssituation war zugespitzter, als wir das in der Vergangenheit gesehen hatten.» (vsc/tri)