Etwas mehr Verständnis füreinander wäre auch in der Schweiz gut, sagte der Stargast des diesjährigen Berner Verkehrstags. Spirig war an den Anlass eingeladen worden, weil dieser dem Thema Vernetzung im Verkehr gewidmet war. Sie als Triathletin mit der Kombination Schwimmen, Velofahren und Laufen sei ja eine «wandelnde Verkehrsdrehscheibe», hiess es.
Spirig sagte unter anderem, sie fahre häufig mit dem Velo und mit dem Zug irgendwohin, beispielsweise am Freitag von ihrem Wohnort in Bülach ZH via den dortigen Bahnhof nach Bern an den Verkehrstag. Wenn sie mit ihrer fünfköpfigen Familie und fünf bis sechs Velos einen Ausflug mache, setze sie aber aufs Auto.
Die Schweiz habe ein «unglaubliches Strassennetz», sagte die frühere Spitzensportlerin weiter. Sie könne auf dem Rad immer wieder auf kleinere Strassen ausweichen. Es gebe aber auch Radwege, welche sie meide - etwa jene, in die viele Strassen mündeten oder Ein- und Ausfahrten von Tankstellen aufwiesen.
Zweihundert Personen aus Politik, der Verkehrsbranche und der Verwaltung beschäftigten sich am Berner Verkehrstag im Kongresszentrum Bernexpo mit der Mobilität der Zukunft im Kanton. Im Fokus stand die Umsetzung der im vergangenen Jahr vom Regierungsrat verabschiedeten neuen Gesamtmobilitätsstrategie (GMS).
Diese stützt sich auf ein Vorgängerpapier von 2008, setzt aber im Unterschied zur GMS 2008 auf vier Ziele mit dem Anfangsbuchstaben V. Der Kanton Bern will heute Verkehr nicht nur vermeiden, verlagern und verträglich gestalten. Er will ihn eben auch vernetzen.
Der kantonale Bau- und Verkehrsdirektor Christoph Neuhaus sagte denn auch zu Beginn des Verkehrstags, die Vernetzung spiele im Verkehr eine immer grössere Rolle. «Einerseits soll das Umsteigen vom einen auf das andere Verkehrsmittel vereinfacht werden, beispielsweise mit Park-and-Ride- und Bike-and-Ride-Anlagen», so Neuhaus laut einem Communiqué des Kantons Bern.
«Andererseits wollen wir aber auch Entwicklungen der Digitalisierung fördern, um Mobilitätsangebote übergreifend zu vernetzen.»
Als zentral für eine erfolgreiche Umsetzung der Gesamtmobilitätsstrategie bezeichnete Christoph Neuhaus eine gute Abstimmung von Siedlung und Verkehr. Das zeige sich am Entwicklungsschwerpunkt Wankdorf: «Obschon dieser Raum immer mehr genutzt wird, hat die Belastung durch den Autoverkehr abgenommen. Gleichzeitig haben der Velo- und der S-Bahnverkehr zugenommen.» Gezielt sei der öffentliche und der Veloverkehr gefördert worden.
Für Regierungsrätin Evi Allemann, Direktorin für Inneres und Justiz, ist die optimale Abstimmung von Verkehrs- und Siedlungsentwicklung eine Voraussetzung dafür, unnötigen Verkehr zu vermeiden oder sinnvoll zu verlagern. Das sagte sie in ihrem Referat laut Mitteilung. Auf dem Programm stand auch ein Referat von Carlo Degelo, dem Leiter der Abteilung Verkehr des Kantons Aargau, zur Mobiliätsstrategie dieses Kantons.
Der Verkehrstag sollte auch Einblicke in die Perspektiven der Regionen und der Gemeinden verschaffen. Thomas Iten, Gemeindepräsident von Ostermundigen und Präsident der Kommission Verkehr der Regionalkonferenz Bern-Mittelland, ging am Freitag näher auf den Veloverkehr auf regionaler Ebene ein.
Rolf Christen, Vizegemeindepräsident von Lyss, stellte die Umsetzung einer Mobilitätsstrategie auf Gemeindeebene vor. Und Pierre Masson, Leiter Fachbereich Tiefbau und Umwelt der Stadt Langenthal, zeigte auf, wie man in Langenthal die Idee von «Verkehr vernetzen» am kantonalen Entwicklungsschwerpunkt Bahnhof in die Praxis umsetzt.
(SDA)