Die Bilder von Bern von Samstagnacht sprechen für sich. Ein brennender Lieferwagen, verwüstete Schaufenster und Autos, Leuchtpetarden und Blaulicht. Polizei und Demonstranten haben sich eine wüste Strassenschlacht geliefert (BLICK berichtete).
Angehalten wurden aber lediglich sechs Personen. Das hat einen Grund. «Die Situation war zu gefährlich», sagt Polizeimediensprecher Dominik Jäggi. Das Gewaltpotential der Angreifer sei sehr hoch gewesen, wodurch auch unbeteiligte Dritte gefährdet waren.
Deshalb sei das primäre Ziel von letzter Nacht gewesen, den Weiterzug der Kundgebung in die Innenstadt und weitere Sachbeschädigungen zu verhindern. «Weitere Anhaltungen waren in der Situation schwierig», sagt Jäggi.
Bei den sechs Angehaltenen handelt es sich um vier Erwachsene, darunter eine Frau. «Die anderen zwei sind noch minderjährig.» Sie alle wurden für weitere Abklärungen in Polizeiräumlichkeiten gebracht.
«Alle sechs Personen wurden aber in der Nacht wieder entlassen», sagt Jäggi. Weitere Angaben zu den Personen kann er nicht machen. Lediglich, dass weitere Abklärungen im Gange seien.
Bei den Krawallen wurden zehn Polizisten verletzt, die alle das Spital im Verlaufe der Nacht verlassen konnten. Auch hier laufen gemäss Jäggi noch Abklärungen. Auf der Gegenseite gab es ebenfalls einen Verletzten.
Berner Polizei beobachtet
Noch in der Nacht auf heute kündigten die «Solidaritätsbrigaden für Effy 29» weitere Proteste an. «Da die Demo heute faktisch verhindert wurde, werden in den kommenden Tagen sicherlich weitere Versuche gestartet, um unseren Widerstand sichtbar zu machen», heisst es in einem Communiqué auf «Indymedia».
Die Berner Polizei beobachtet die Lage derweil intensiv. «Wir halten uns bereit und beobachten die Lage laufend», sagt Jäggi. Zum Sicherheitsaufgebot und allfälliger Hilfeanforderungen in anderen Kantonen macht er keine Angaben.
Stadtregierung bedauert Eskalation
Die Berner Stadtregierung meldet sich ebenfalls zu Wort: Sie bedauert die Eskalation «zutiefst». Sie ruft dazu auf, den Dialog zu führen und jegliche Gewaltanwendungen zu unterlassen. Auch stärkt der rotgrüne Gemeinderat der Kantonspolizei den Rücken.
Proteste und Kundgebungen seien für die Stadtregierung ein wichtiger Teil des demokratischen Prozesses, doch dürften sie nicht in Gewalt gegen Menschen und Sachbeschädigungen münden, teilte der Berner Gemeinderat am Sonntag mit.
Die Ausschreitungen hätten nichts zu tun mit allfälligen legitimen politischen Forderungen. Die Stadtregierung sei nach wie vor offen für den Dialog. Grundlage dafür sei allerdings die Gesprächsbereitschaft aller Beteiligten «und der Wille zur einvernehmlichen Lösungsfindung.»
Derweil stellt sich die Berner Reitschule auf Seiten der Hausbesetzer: «Es ist wichtig, dass in Bern besetzte und anderweitig genutzte Freiräume möglich sind», schreibt diese in einer Mitteilung.
Anhaltende Krawalle seit Mittwoch
Bern ist bereits seit Mittwoch im Ausnahmezustand. Am Abend hatte die Polizei einen Protestumzug zunächst noch toleriert, griff aber ein, nachdem es aus dem Umzug heraus in der Länggasse zu Sachbeschädigungen im Umfang von mehreren zehntausend Franken gekommen war.
Am Freitagabend hatte ein Grossaufgebot der Polizei einen sogenannten «Knastspaziergang» verhindert und die unbewilligte Kundgebung mit Wasserwerfern und Tränengas aufgelöst. (nbb)