Adis (†12) liebte Fussball über alles. Der Bub aus Koppigen BE spielte bei den D-Junioren des lokalen Sportvereins. Jetzt hat ihn ein schreckliches Drama aus dem Leben gerissen. «Adis ging am Samstag gegen 18 Uhr aus dem Haus», sagt seine Mutter Saudina H.* (33) unter Tränen. «Er wollte noch ein Fussballspiel anschauen.» Ihr Sohn schwingt sich auf sein Velo.
Zwei Stunden später verdunkelt sich der Himmel über dem Emmental plötzlich. Adis ist auf dem Heimweg. Er fährt auf einem Strässchen, das an einem Feld vorbeiführt. Dort arbeiten vier Bauern auf Traktoren. Hans Staub (68) verpachtet das Feld. Er sagt: «Das Heu war wegen des schlechten Wetters nass. Die Bauern wollten es so rasch als möglich zu Ballen pressen und mit Plastik versiegeln.»
Gewaltiger Hagelsturm
Kurz vor 20.30 Uhr bricht ein gewaltiger Hagelsturm los. Einer der Bauern, ein 29-jähriger Mann, rollt mit einem Traktor und angehängter Rundballenpresse rückwärts auf das Strässchen.
In diesem Moment fährt Adis auf seinem Velo vorbei. Er hat keine Chance. Der Bub wird vom Anhänger überfahren. «Als das Telefon klingelte, wusste ich, dass etwas Schreckliches passiert ist», sagt seine Mutter. «Ein Polizist sagte, unser Sohn sei schwer verletzt. Wir sahen einen Helikopter landen.»
Die Eltern rennen zur Unglücksstelle. Saudina H. schluchzt: «Mein Mann hat unserem Sohn die Augen geschlossen.»
Adis wollte so gerne Polizist werden. Gestern hätte er für einen Schnuppertermin anrufen sollen. «Er hatte viele Gspänli und nie Probleme», sagt die Mutter. «Wir wissen nicht mal, ob er die Prüfung für die Sekundarschule bestanden hat.» Selbst über die Zahnspange freute sich Adis. «Mami», versprach er, «ich werde einmal ein schönes Meitschi haben.»
Die Polizei beschlagnahmte das Unfallfahrzeug und untersucht den Hergang. Die Mutter macht den Bauern Vorwürfe: «Wieso mussten sie bei einem solchen Hagelsturm weiterarbeiten? Hätten sie das Feld abgesperrt, könnte mein Bub noch leben. Alle wissen, dass da Kinder durchfahren.»
Adis ist nach seinem Grossvater benannt. «Er kam beim Massaker in Srebrenica ums Leben», sagt Vater Izudin H. (43). Die eingebürgerte Familie stammt ursprünglich aus Bosnien. Beerdigt wird Adis aber auf dem Friedhof Koppigen. Seine Mutter will ihn immer in der Nähe haben.
* Name der Redaktion bekannt