Vor diesem Container auf der Bahnhof-Terrasse ist wohl fast jeder Berner einmal durchgelaufen. Auffällig sind die Schattenfiguren an der Wand. Aber wer weiss denn, was in diesem Container stattfindet?
Seit zehn Jahren ist dieser der Aufenthaltsraum für schwer Alkoholabhängige. Ein Alkistübli also, offizieller Name: «La Gare». Man erinnere sich: Rund um die Jahrtausendwende traf sich die Szene jeweils im Bahnhof bei den Resten der Stadtmauer, «bim Schtei». Seit 2005 sitzt die Szene durch den Tag im «Stübli». Ruhig und diskret.
Man kocht, isst, jasst, diskutiert
Stadt und Stiftung Contact Net luden zum Jubiläum heute die Medien in den Raum ein. Es wirkt eng, genau wie kürzlich schon in einer dreiteiligen Serie von Telebärn übers Alkistübli. «Dreissig Leute haben Platz», sagt Carl Müller, verantwortlicher Geschäftsleiter bei Contact Netz. «Vielleicht denken Sie sich jetzt, das seien ja ‹nur› 30 Leute. Aber es sind Menschen, die ansonsten im öffentlichen Raum auffällig wären.» Viele verbringen den Nachmittag dort. Um 12 Uhr öffnet das Stübli, um 19 Uhr schliesst es. Man kocht und isst, jasst und diskutiert.
Vor zehn Jahren war Gemeinderätin Franziska Teuscher noch nicht im Amt. Doch sie weiss: «Die Skepsis war von vielen Seiten gross.» Der Erfolg zeige: «Man muss im Suchtbereich auch mal Neues wagen.» Klar, dass Teuscher die Cannabis-Clubs meint. Gerne würde die Stadt bei einem Pilotprojekt mit kontrollierter Cannabis-Abgabe mitmachen.