Es war das schlimmste Feuerwehrunglück der Schweiz. Am 27. November 2004 rückte die Feuerwehr wegen eines Autobrandes in eine Tiefgarage nach Gretzenbach SO aus.
Dort brach dann die Garagendecke ein. Sieben Männer starben, drei überlebten. Einer von ihnen: Martin von Däniken (40).
Jetzt, nach bald elf Jahren, ist er erstmals bereit, darüber zu reden. «Heute geht es mir sehr gut», sagt er. Doch hinter ihm liegen vom Unglück geprägte Zeiten.
Martin von Däniken erinnert sich noch immer an den Moment, als die Garagendecke einstürzte und er – eingeklemmt unter einem Lüftungskanal – nur noch einen Unterarm bewegen konnte.
Er habe Angst gehabt, aber: «Ich spürte, dass ich überleben werde.» Nach seiner Rettung wurde ihm klar. «Ich bin noch da, weil ich noch nicht alle Lebensaufgaben erfüllt habe.»
Eine Woche lang war der Motorgerätemechaniker arbeitsunfähig. Die Schmerzen, ausgelöst durch Prellungen und Quetschungen am Körper, spürte er anfangs gar nicht, zu sehr war er traumatisiert. Von Däniken nahm zwei Jahre lang psychologische Hilfe in Anspruch. «Genützt hat es aber nicht viel.»
Weil er überlebt hatte, plagten von Däniken Schuldgefühle. Sie verschwanden erst, als ihm im Traum die toten Kameraden erschienen und sich von ihm verabschiedeten.
Trotzdem fand er nicht mehr zurück in sein altes Leben. Er wechselte zweimal den Job. Ende 2010 verliess er nach 14 Jahren die freiwillige Feuerwehr. Seine Ehe ging in die Brüche.
Zudem belastete es ihn, dass das Gericht 2011 niemand für schuldig befand.
2013 lernte von Däniken Veronika Zuber (35) kennen. Die beiden verliebten sich. «Von ihr lernte ich, dass ich Altes gehen und Neues kommen lassen muss. Es dauerte acht Jahre, bis mein Leben wieder lebenswert war.»
Veronika Zuber arbeitet als Gästebetreuerin in einer Klinik und reist in ihren Ferien oft nach Marokko in die Region Ait Ourir, 50 Kilometer von Marrakesch entfernt. Dort hilft sie armen Menschen.
Martin von Däniken, der einen Job als Kleingerätemechaniker sucht, engagiert sich inzwischen auch für das humanitäre Projekt. «Um dafür Geld zu sammeln, versteigere ich bis Ende Juli über innere-freiheit.ch den Feuerwehrhelm, den ich beim Unglück trug.» Der Verkauf des Helms sei der letzte Schritt, um ganz im neuen Leben anzukommen.