Bauer Bruno D. im Rheintal
«Ich esse lieber Hunde als Katzen!»

Bauer Bruno D.* (62) isst für sein Leben gern Hundefleisch – zum Abendessen oder zum Zvieri. Katzen mag er weniger: «Die haben zu wenig Fleisch am Knochen.»
Publiziert: 09.08.2008 um 22:27 Uhr
|
Aktualisiert: 01.10.2018 um 04:34 Uhr

Tierfreunde aus dem In- und Ausland sind entrüstet: «Schweizer essen Katzen!», berichtete SonntagsBlick. Viele Leserbriefe landeten im Redaktionsbriefkasten; in Internetforen wird das Thema heftig diskutiert.

Bauer Bruno D. aus dem St. Galler Rheintal versteht die ganze Aufregung nicht. Für ihn sind Katzen- oder Hundebraten so normal wie ein Kalbs- oder Schweinskotelett. «Er ist mir als Hundeesser bekannt», sagt Tierschützerin Edith Zellweger.

SonntagsBlick trifft D. in seinem Stall beim Melken: «Ich esse mindestens einmal im Jahr geräucherten Hund», erzählt er, «früher noch viel häufiger.» Meistens sind es die überschüssigen jungen Hunde vom eigenen Hof, die er nicht sofort tötet, sondern verspeist, wenn sie maximal ein Jahr alt sind – dann schmecken sie, laut D., am besten.

Sein Hund, der ihm auf Schritt und Tritt folgt, ist also nicht in Gefahr: «Luki würde ich sicher nicht verspeisen, er ist viel zu alt und zu zäh.»

Hundegulasch und Trockenfleisch

D. kennt verschiedene Zubereitungsarten: Als Gulasch würden Hunde vorzüglich schmecken, auch geräuchert; das sehe dann aus wie Bündnerfleisch. Was denn das für eine Fleischsorte sei, wollte ein Kollege von D. einmal wissen, nachdem sie zusammen davon gegessen hatten. «Ich streckte meinem Hund ein Stück davon hin. Der schnupperte kurz und rannte dann weg wie der Blitz!», so D.

Einen «Hundeplausch» nennt D. diese speziellen Mahlzeiten, und die hätten erst noch einen schönen Nebeneffekt: «Aus jedem Hund gibts einen Teppich.» Katzen habe er auch schon probiert, doch da sei zu wenig Fleisch am Knochen: «Ich esse lieber Hunde als Katzen», sagt der alte Bauer.

Auch ein Metzger aus einem nahe gelegenen Dorf weiss, dass in seiner Region noch immer Hunde- und Katzenfleisch gegessen wird. Er will sicherheitshalber anonym bleiben. «Schon mehrmals sind Leute zu mir gekommen, die mich baten, ihre Katze zu schlachten. Ich lehnte ab, so etwas mache ich nicht!», sagt er bestimmt.

Leuthard soll handeln

Die Schweiz ist neben China und Südkorea eines der wenigen Länder, wo der Verzehr von Haustieren legal ist. Hansjörg Walter (57), SVP-Nationalrat und Bauernverbands-Präsident: «Klar wird das in gewissen Regionen immer noch gemacht, meist von älteren Leuten. Ich selber kann aus Gewissensgründen nicht einmal Pferdefleisch essen.» Dennoch hält der Parlamentarier nichts von einem Verbot. «Wichtig ist, dass beim Schlachten von Hunden und Katzen die Tierschutzgesetze eingehalten werden», findet er.

Auch Politiker anderer Parteien teilen seine Ansicht. Nationalrätin Kathy Riklin (CVP/ZH, 55) findet, dass sich kein Kontrollaufwand lohnen würde: «Wer es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, das eigene Haustier zu essen, soll das tun. Wir können doch nicht alles verbieten!»

Tomi Tomek (55), Präsidentin der Westschweizer Organisation SOS, stockt der Atem, wenn sie solche Politiker-Sätze hört. Wie «Le Matin» am Freitag berichtete, hat sie Bundesrätin Doris Leuthard (45, CVP) einen Brief geschrieben: «Frau Leuthard, wir zählen auf Sie und hoffen, dass der Konsum von Katzenfleisch in der Schweiz wie in allen zivilisierten Ländern verboten wird!»

*Name der Redaktion bekannt

Olympiade: Hundefleisch verboten
Hundefleisch gilt im Reich der Mitte als besonders gesund und nahrhaft, die Chinesen lieben das «duftende Fleisch», wie sie es nennen. Damit ist jetzt Schluss, zumindest während der Olympischen Spiele. So wollen es die Behörden Pekings. Ausländischen Besuchern soll der Anblick von gegrillten Hunden erspart werden. Den Betreibern der 112 offiziellen Olympia-Restaurants ist es strikt verboten, Hundefleisch anzubieten. Allen anderen Restaurants wird der Verzicht «stark empfohlen». «Wenn ein Gast Hundefleisch bestellen will, dann sollte ihm das Restaurantpersonal geduldig ein anderes Gericht empfehlen», sagt ein Sprecher des Pekinger Tourismusbüros. Restaurantbetreiber, die sich nicht daran halten, werden mit Strafen belegt – Höhe unbekannt. In der traditionellen chinesischen Medizin ist die Verwendung von Hundefleisch weiterhin erlaubt, sofern es auf der Verpackung deutlich vermerkt ist.
Hundefleisch gilt im Reich der Mitte als besonders gesund und nahrhaft, die Chinesen lieben das «duftende Fleisch», wie sie es nennen. Damit ist jetzt Schluss, zumindest während der Olympischen Spiele. So wollen es die Behörden Pekings. Ausländischen Besuchern soll der Anblick von gegrillten Hunden erspart werden. Den Betreibern der 112 offiziellen Olympia-Restaurants ist es strikt verboten, Hundefleisch anzubieten. Allen anderen Restaurants wird der Verzicht «stark empfohlen». «Wenn ein Gast Hundefleisch bestellen will, dann sollte ihm das Restaurantpersonal geduldig ein anderes Gericht empfehlen», sagt ein Sprecher des Pekinger Tourismusbüros. Restaurantbetreiber, die sich nicht daran halten, werden mit Strafen belegt – Höhe unbekannt. In der traditionellen chinesischen Medizin ist die Verwendung von Hundefleisch weiterhin erlaubt, sofern es auf der Verpackung deutlich vermerkt ist.
Tierschützerin Edith Zellweger (54) aus Salez SG rettet seit Jahren Hunde und Katzen vor dem Kochtopf.

Frau Zellweger, warum essen Schweizer heute noch Hunde und Katzen?
Edith Zellweger:
Es ist eine Tradition wie das Jodeln oder der Alpaufzug – und zugleich eine Schande. In der Schweiz werden jährlich Tausende Hunde und Katzen gegessen.

Warum ist es bisher nicht verboten worden?
Das ist ein politisches Problem. Was kann man von den lokalen und nationalen Politikern erwarten, wenn man weiss, dass viele von ihnen selber Hunde essen? Gar nichts! In der Schweiz wird einfach alles unter den Tisch gewischt.

Was tun Sie dagegen?
Ich versuche, die betroffenen Tiere freizukaufen. Viele Bauern wissen das und melden sich bei mir, wenn sie einen Hund schlachten wollen. Sie verlangen Geld – bis zu 1000 Franken. In extremen Fällen befreie ich die Tiere illegal, Gesetze können mich nicht daran hindern.

Ist es denn schlimmer, eine Katze zu essen als ein Rind oder ein Pferd?
Ich als strenge Veganerin unterscheide nicht zwischen Katze und Rind, wir dürfen Tiere nicht essen, wir haben kein Recht dazu. Mein Vater war Metzger, mein Bruder ebenfalls. Sie sind wie alle Metzger Tiermörder.
Tierschützerin Edith Zellweger (54) aus Salez SG rettet seit Jahren Hunde und Katzen vor dem Kochtopf.

Frau Zellweger, warum essen Schweizer heute noch Hunde und Katzen?
Edith Zellweger:
Es ist eine Tradition wie das Jodeln oder der Alpaufzug – und zugleich eine Schande. In der Schweiz werden jährlich Tausende Hunde und Katzen gegessen.

Warum ist es bisher nicht verboten worden?
Das ist ein politisches Problem. Was kann man von den lokalen und nationalen Politikern erwarten, wenn man weiss, dass viele von ihnen selber Hunde essen? Gar nichts! In der Schweiz wird einfach alles unter den Tisch gewischt.

Was tun Sie dagegen?
Ich versuche, die betroffenen Tiere freizukaufen. Viele Bauern wissen das und melden sich bei mir, wenn sie einen Hund schlachten wollen. Sie verlangen Geld – bis zu 1000 Franken. In extremen Fällen befreie ich die Tiere illegal, Gesetze können mich nicht daran hindern.

Ist es denn schlimmer, eine Katze zu essen als ein Rind oder ein Pferd?
Ich als strenge Veganerin unterscheide nicht zwischen Katze und Rind, wir dürfen Tiere nicht essen, wir haben kein Recht dazu. Mein Vater war Metzger, mein Bruder ebenfalls. Sie sind wie alle Metzger Tiermörder.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?