Der Basler Sek-Lehrer Benjamin H.* (37) lockte 246 Buben in die Falle. Er belästigte sie in Sex-Chats – und zeichnete die perfiden Protokolle auf. Seine Opfer katalogisierte er in Ordnern – mit Fotos und perversen Vermerken. Unter den Namen Nicole, Camilla oder Luci gab er sich dabei auf MSN, Facebook oder Netlog zwischen 2003 und 2013 als pubertierendes Mädchen aus, versprach den Buben dafür Nacktbilder und Sex-Videos. Aber nur, wenn sie ihm dasselbe von sich schickten.
Sogar eigene Schüler unter den Opfern
Gestern musste sich der Täter nun vor dem Strafgericht in Basel verantworten. Der 37-Jährige arbeitete zur Zeit der strafbaren Handlungen in Allschwil, Oberwil und Liestal als Sek-Lehrer – und machte sich dabei online gar an eigene Schüler ran. Seine Opfer: alles Buben zwischen 12 und 15 Jahren.
Vor Gericht entschuldigte sich Benjamin H. zwar für seine Taten – gross Auskunft wollte er trotzdem nicht geben. Standardantwort: «Das kann ich mir auch nicht erklären!» Auch eine mögliche Pädophilie bestritt der Pädagoge: «Ich bin bisexuell, im Internet faszinierten mich alle möglichen Sachen. Mich haben die Chats befriedigt und fasziniert.» Die Anklageschrift ist da klarer: Die Videos hatte sich der Beschuldigte meist durch perfide Dialoge erpresst.
Er teilte die Bilder und Videos mit Pädophilen auf der ganzen Welt
Der Richter will wissen: «Können Sie sich vorstellen, was das in den Buben auslöste, als sie merkten, dass kein gleichaltriges Mädchen, sondern ein erwachsener Mann auf der anderen Seite sass?» Benjamin H. dazu knapp: «Das muss für die Buben sehr schlimm gewesen sein.» Für den Sek-Lehrer sei aber alles nur ein Spiel gewesen: «Es war nicht real. Ich war wohl pornosüchtig.»
Perfide: Die Videos und Bilder teilte der Basler im Netz auch mit anderen Pädophilen auf der ganzen Welt. Englische Ermittler hatten die Basler Behörden schliesslich auf die Spur des Sek-Lehrers gebracht. Der Richter verständnislos: «War Ihnen denn bewusst, dass Sie etwas Illegales tun?» H.: «Ja.» Als die Anklage erhoben wurde, sei er dennoch geschockt gewesen. Denn: «In der richtigen Welt bin ich nicht so.»
Auch als Exhibitionist unterwegs
Die Staatsanwältin konterte, dass H. auch im wirklichen Leben seltsame Dinge tat. So fotografierte er Buben in Schul- und Konfirmationslagern. Zu allem Überfluss machte er Videos von sich, wie er sich in der Öffentlichkeit entkleidete und befriedigte.
«Sein Verschulden ist gravierend», so die Staatsanwältin. Benjamin H. sei nicht davor zurückgeschreckt, harte pornografische Handlungen zu verlangen. Und: Er habe hartnäckig den Kontakt aufrechterhalten und massiv Druck auf seine Opfer ausgeübt. «Die Buben waren für ihn wie eine Ware, liess sie wie Sexpuppen für sich tanzen.»
Staatsanwältin fordert sechs Jahre Haft
Die Staatsanwältin forderte dann auch eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren und drei Monaten – sowie ein Berufsverbot für zehn Jahre.
Der Verteidiger sah die Sache weniger schlimm: Es sei ja nie zu direktem Körperkontakt gekommen. Überhaupt: Viele der Buben hätten bis zur Strafuntersuchung gar nicht gewusst, dass hinter dem Pseudonym ein erwachsener Mann stecke. Sein Vorschlag: eine Freiheitsstrafe von lediglich 15 Monaten – bedingt. Und kein Berufsverbot. Das Urteil folgt morgen.
* Name geändert